vom 14.7.2013
Die meisten Menschen kennen von Hunden nur wenige Signale: Wedeln, Bellen, Knurren, Schwanzeinziehen. Dabei haben Hunde vielfältige und sehr subtile Mittel, ihre Stimmung auszudrücken über Mimik, Körper- und Rutenhaltung. Ein einziger Blick hat oft mehr Aussagekraft als wir Menschen in Worte fassen können. Der Mensch kann die Hundesignale häufig nicht lesen, weshalb es zu Missverständnissen kommt, oder sendet seinerseits dem Hund falsche Signale (indem er ihn z.B. ruft, ihm aber, wenn der Hund nicht gleich kommt, mit seinem Gesichtsausdruck und seiner Körperhaltung droht – was den Hund dann dazu animiert, lieber nicht zu kommen). Für den Hund ist Körpersprache Muttersprache.
Fotos: Debra Bardowicks ( www.animal-photography.de ), Model: Cookie, Ratero Andaluz
Fröhlich
Der Hund sucht den offenen und gutgelaunten Blickkontakt zum Menschen, die Ohren sind nach vorne gerichtet, die Körperhaltung ist leicht gespannt, die wedelnde Rute signalisiert Neugier oder freudige Erwartung. Bei jüngeren Hunden wird häufig der Kopf schief gehalten und die Kopfhaut in Falten gelegt.
Überrascht
Die Augen sind weit geöffnet, die Ohren je nach Rasse aufgestellt, die Körperhaltung gespannt, die Rute ist hochaufgerichtet und bewegt sich nicht oder nur leicht hin und her.
Verlegen
Hunde gähnen, wenn sie müde sind, aber auch, wenn sie erleichtert oder unsicher sind. Manchmal ist das Gähnen auch nur angedeutet, das Maul geht auf, klappt dann aber wieder zu. Die Körperhaltung ist gewöhnlich entspannt.
Entspannt, offen
Die Körperhaltung ist aufrecht und locker, die Muskeln sind entspannt, die Bewegungen harmonisch und fließend. Die Rute wird locker in rassetypischer Normalhaltung getragen. Der Gesichtsausdruck ist entspannt und glatt, die Lefzen sind geschlossen. Die Augen blicken lebhaft, die Ohren werden voneinander unabhängig zur Geräuschwahrnehmung bewegt.
Spiel‘ mit mir!
Die Körperhaltung ist locker, die Augen sind groß und rund, häufig wedelt der Hund so stark wedeln, dass das ganze Hinterteil von dieser Bewegung mit erfasst wird. Der Kopf wird in der Regel seitlich hin- und herbewegt, die Augen sind groß und rund, gelegentlich ist das Weiße am unteren Augenrand zu sehen. Die Ohren können auch in Bewegung sein, meist ziehen die Ohrenspitzen jedoch zur Seite oder die Ohren werden glatt an den Kopf angelegt, die Ohrenspitzen zeigen leicht nach unten. Das Maul ist leicht geöffnet, die Mundwinkel nach hinten und leicht nach oben verzogen, so dass ein freundlicher Gesichtsausdruck entsteht, fast wie ein Lächeln.
Aufmerksam, konzentriert
Die Körperhaltung ist immer noch locker, allerdings werden nun die Muskeln leicht angespannt. Der Kopf richtet sich auf, die Bewegungen werden federnd, die Rute bewegt sich in der Waagerechten lebhaft hin und her. Das Fell liegt glatt an, das Gesicht bekommt einen lebhafteren Ausdruck. Die Ohren werden nach vorne gestellt, die Lefzen werden leicht geöffnet, die Mundwinkel leicht nach oben gezogen. Meist hängt die Zunge etwas nach vorne oder seitlich aus dem Maul, die Augen blicken sehr lebhaft.
Drohend
Die Muskulatur der Beine spannt sich, die Bewegungen werden steif und verkrampft, die Rute steht steil nach oben, die Nacken- und Rückenhaare werden gesträubt (wie eine Bürste). Die Hautmuskulatur des Halses ist ebenfalls stark angespannt. Die Ohren stehen steif hoch und nach vorne gerichtet. Die Hunde fixieren ihr Gegenüber stark und einige Hunde ziehen die Stirnhaut über den Augen so zusammen, dass dabei ein „drohender“ Blick entsteht. Selbst ein Vertreter einer sehr kleinen Rasse kann so den Eindruck großer Gefährlichkeit vermitteln. Drohverhalten zeigt der Hund durch Zähne zeigen, Nasenrückenrunzeln, Lefzen hochziehen, gebremstes Schnappverhalten, Drohfixieren, Knurren, Bellen oder Knurrbellen. Im Übergang vom Imponier- zum Drohverhalten können Hunde auch Knurren und dieses dann bei steigender Drohung massiv verstärken. Es gibt aber auch Hunde, die völlig geräuschlos drohen können. Als weitere Steigerung der Drohung können Hunde die Lefzen hochziehen und die Zähne zeigen. Erreicht der Hund mit seiner Drohung nicht das, was er will (z. B. der Kontrahent flieht), kann der Hund auch zubeißen.
Angst-aggressiv
Hier droht der Hund bei gleichzeitigem Zeigen von Angstverhalten (lange Maulspalte, zusammengezogener Körper, phasenweise ausweichender Blick). Dabei hat der Hund eine angespannte Muskulatur und kann sich sehr langsam, fast in Zeitlupe, weg vom Kontrahenten oder um diesen herum bewegen. Auch dieses Drohverhalten zielt darauf ab, einen Gegner zum Zurückweichen zu bewegen. Wenn die individuelle Toleranzgrenze des Hundes erreicht ist, kann aus dieser unsicheren Drohung eine offensive Aggression gezeigt werden bis hin zum Zubeißen.
Ängstlich
Der Körper ist angespannt, die Hinterbeine sind leicht eingeknickt, der Rücken ist rund, der Hund kriecht gewissermaßen in sich zusammen. Die Rute wird zwischen die Beine geklemmt. Der Kopf wird leicht gesenkt, geduckt getragen. Die Ohren werden eng an den Kopf gelegt, die Ohrenspitzen weisen dabei leicht zum Rückgrat hin. Die Mundwinkel werden krampfhaft nach hinten gezogen, so dass ein Teil der Zähne entblößt wird. Durch dieses „Nachhintenziehen“ der gesamten Gesichtspartie werden die Augen schmaler, es entsteht ein schwer zu beschreibender, extrem ängstlicher Gesichtsausdruck. Diese Körperhaltung kann begleitet werden durch mehr oder weniger lautes Winseln oder Fiepen.
Beschwichtigend
Als Zeichen der aktiven Demut oder Beschwichtigung zeigen Hunde Verhaltensweisen, die ihren Ursprung im Welpenverhalten haben: Sie lecken ihre Schnauze, versuchen die Schnauze des Gegenübers zu lecken oder heben eine Vorderpfote gegen den vorderen Brust-, Hals oder Kopfbereich des Gegenübers. Sie legen die Ohren nach hinten und weichen dem Blick des Gegners meistens aus. Diese Verhaltensweisen zeigen Hunde auch, wenn sie einen Konflikt beenden möchten.
Müde oder gelangweilt, abwartend
Die Körperhaltung ist entspannt, der Hund schläft beinahe, beobachtet aber aus den Augenwinkeln, ob nicht doch noch etwas Interessantes passiert.