Der Pflegehund (das Warten hat ein Ende)

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Samstag abend hole ich ihn ab: Einen ca. zweijährigen Galgo aus Andalusien, den sein Galguero vor ein paar Wochen in die Tötungsstation gebracht hat. Warum, hat er nicht gesagt. Der unterernährte Rüde hatte eine tiefe Wunde am Vorderlauf – vielleicht war er in eine Falle geraten und eine Behandlung wäre zu aufwändig gewesen, denn Galgos sind in Spanien nichts wert. Die Geschichten und Bilder kennt sicherlich jeder; ich scheue mich, hier die entsetzlichen Fotos einzustellen, die es von Galgos gibt, die keiner mehr haben wollte: Zum Sterben aufgehängt, eingegraben, davongejagt, hinterhergeschossen, einfach zurückgelassen zum Verhungern. In Spanien kümmern sich unzählige Organisationen um den Tierschutz; und auch, wenn man das Gefühl haben könnte, das Ganze sei eine „Unendliche Geschichte“ oder wie das Märchen vom Griesbrei, der kocht und kocht und kocht und sich durch die Straßen, in alle Häuser und Gassen ergießt, hat der Tierschutz in Spanien doch etwas erreicht: Die Galgueros bringen die Hunde, die sie nicht mehr brauchen können, zu einem großen Teil mittlerweile in die Perreiras, anstatt sie einfach irgendwo aufzuhängen. Es gibt inzwischen auch in Spanien eine Chip-Pflicht (auch wenn man viele Galgos findet mit tiefen, infizierten Wunden an den Stellen, wo einmal der Chip saß), das Töten in den „Tötungsstatioen“ ist zum größten Teil verboten (auch wenn es noch immer stattfindet), die Spanier haben gelernt, Hunde aus dem Tierschutz zu adoptieren, was früher absolut undenkbar war. Eine junge Generation demonstriert für Galgos und gegen den Stierkampf und üben Druck auf die Regierung aus – immerhin ist der Stierkampf in Katalonien mittlerweile verboten.

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Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, könnte man sagen – aber auch mit kleinen Schritten kommt man vorwärts. Ich jedenfalls werde nun diesen Galgo namens „Anando“ für eine Weile übernehmen, bis er mithilfe von Harry, Fritz, Gretel und Pixel alle Ängste abgelegt und ein gewisses gesellschaftliches Grundwissen erlangt hat – und dann in ein Zuhause für immer umziehen kann.

Er kann nichts. Er hat noch nie in einem Haus gelebt (er wurde mit zahllosen anderen Galgos in einer Garage ohne Licht gehalten und nur dreimal in der Woche gefüttert – hauptsächlich mit Brot) – mal sehen, ob er überhaupt stubenrein ist -, er kann keine Grundkommandos, hat keine Bindungsfähigkeit zum Menschen gelernt, kann wahrscheinlich nicht spielen und kennt keine Hundebetten. Aber ich weiß, dass er gut mit anderen Hunden ist  – das sind Galgos fast alle, denn sie werden ja in sehr großen Gruppen gehalten -, und dass Hunde unglaublich anpassungsbereit sind. Wäre doch gelacht, wenn aus dem hübschen Klappergestell nicht in kürzester Zeit eine prinzliche Schönheit wird.

Ich werde Ihnen von jedem Schritt erzählen, wenn Sie mögen.

Morgen abend hole ich ihn in Dresden ab. Wenn ich ehrlich bin, bin ich schon ein bißchen aufgeregt.

Anando in der Tötungsstation

Anando in der Tötungsstation

 

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