Phase zwei

Pixel und Nano bei Ausgrabungsarbeiten

Wir haben die „zweite Phase“ erreicht: Sie kennen das doch vom Verliebtsein: Erst kann man es keine Sekunde ohne einander aushalten, telefoniert den ganzen Tag und sendet einander SMS aus jedem Meeting und vom Klo, und dann (bei Menschen ungefähr nach drei Monaten) reicht es irgendwie auch, wenn man einmal am Tag telefoniert, und der andere hat das Bedürfnis, auch mal wieder mit anderen Menschen zu sprechen.

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An diesem Punkt sind Nano und ich jetzt – also ehrlich gesagt: Nano. Er hat verstanden, dass es da, wo das Futter gibt, auch noch mehr gibt (man muss sich also nicht das Bein ausreißen deswegen), er kennt sich hier aus und hat keinerlei Erinnerung mehr daran, dass es noch vor drei Wochen gar nicht so schön war.

Monsieur fühlt sich mittlerweile sehr sicher. Plötzlich hat er ziemlich große Tomaten auf den Ohren, wenn man ihn ruft („Ja-ha, glei-heich!“), „Sitz“ – was er seit seinem dritten Tag bei uns aus dem ff beherrschte, scheint plötzlich eine sehr mühselige Aufgabe zu sein.

Was seine Berufswahl betrifft, kann er sich momentan nicht so ganz entscheiden, was er mal werden möchte, wenn er mal groß ist: Schuster oder Gärtner. Er stiehlt jeden Schuh, dessen er habhaft werden kann und schleppt sie in ein abgelegenes Hundebett, um sie sich genauer zu betrachten. Heute hat er aus meinen Lieblings-Cowboystiefeln die Innensohle herausgezogen und fein säuberlich in zwei Millionen Einzelteile zerlegt. Anschließend hat er zusammen mit Pixel ein so unglaublich tiefes Loch in meinen Garten gegraben, dass ich dort jetzt einen Baum mittlerer Größe pflanzen könnte, so viel Platz hätte ich für den Wurzelballen.

Pixel und Nano bei Ausgrabungsarbeiten

Pixel und Nano bei Ausgrabungsarbeiten

Dafür bellt er nicht mehr, wenn wir fremde Hunde treffen – nur noch bei Rassen, die er noch nie gesehen hat. Heute trafen wir eine Boxerhündin, eine Kangalhündin, einen Labrador und einen Viszla – letzteren hat er fürchterlich angebellt (hatte er vorher eben noch nie gesehen), so dass der arme Viszla sofort bei seinem Frauchen auf den Arm wollte.

Er spielt den gesamten Tag mit Pixel. In meinem Wohnzimmer sieht es aus wie in einem Spielzeuggeschäft; in meinem Garten inzwischen auch. Das Lieblingsspiel der beiden ist es, in einem Affenzahn Runden im Garten zu drehen, dann die Trepenstufen hinauf, durchs Wohnzimmer gedonnert, durch den Flur, ins Arbeitszimmer und dort aufs Sofa, sich abstoßen und wieder zurück, in den Garten, mehrere Runden im Affenzahn… Repeat.

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Ich weiß nicht, ob man zuviel spielen kann. Wenn ja, werde ich es bald wissen, denn Pixel und Nano testen das gerade aus. Und mich.  (Wenn mich jemand demnächst als Gouvernante für ein Jungs-Internat für besonders schwere Fälle von Rotzlöffeln im Alter zwischen neun und zwölf buchen möchte: Ich habe 1A Referenzen und jede Menge Erfahrung im Umgang mit Pubertisten.)

Er sieht sehr viel besser aus – eine fürchterliche Milben-Invasion haben wir erfolgreich bekämpft, und die unendlichen Mengen an Futter, die ich in ihn hineinstopfe, äußern sich in einem sagenhaften Muskelaufbau. Die beiden Hüftknochen stehen nicht mehr so erschreckend heraus, und er hat richtig schicke, harte Hinterbacken bekommen – von den Schultern ganz zu schweigen. Die Liegeschwielen verschwinden langsam, die Wunde am Vorderlauf, wo er wohl in eine Falle geraten ist, ist komplett zu – nur seine Ohren sind immer noch komplett haarlos. Aber irgendwie hat das auch was. Er kann es jedenfalls tragen.

Jagdtrieb hat er übrigens auch,  und nicht zu wenig. Er zeigt mir sehr deutlich, wo Wild steht, was ihm nichts nützt, weil er ja angeleint ist. Unser beider Glück ist, dass er unglaublich verspielt und albern ist, was seine – jede! – Erziehung ungemein erleichtert. Darüber schreibe ich später etwas, habe ich mir heute früh überlegt.

Es sind jedenfalls alles Dinge, mit denen ich rechne. Auch die Tatsache, dass ich ihn vorhin gemütlich auf unserem Bett fang, den Kopf auf mein Kopfkissen gebettet. Und die Augen einfach wieder zu machte, als ich ihm sagt, er möge bitte auf der Stelle vom Bett `runter gehen.

 

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