Es ist nicht so, als wäre ich von der Erde gefallen – es war nur viel zu tun nach Neujahr. Amali ist der „Honeymoon-Phase“ entsprungen, wie ich die Zeit nenne, in der Hunde aus zweiter Hand in einem neuen Zuhause in den ersten +- drei Monaten sich von ihrer besten Seite zeigen, artig und gehorsam sind und jeden Schritt bedenken, den sie machen. Das ist normalerweise nicht ihre wahre Persönlichkeit. Die zeigt sich, wenn sie sich so sicher fühlen, dass sie anfangen, Blödsinn zu machen: Plötzlich Leute ankläffen oder vom Tisch stehlen, auf einmal Interesse an Wildspuren zeigen (vorher sind sie viel zu sehr da it beschäftigt, auf uns zu achten, die sie ja noch nicht kennen). In diesen Fällen kann man sich also über „Frechheiten“ und Ungehorsam geradezu freuen, denn es bedeutet, dass der Hund endlich angekommen ist.
Amali ist also angekommen und fängt an, die Ohren ganz dicht zu verschließen, wenn ich sie rufe – also sozusagen vakuumverpackt -, rast wie eine besessene Hummel um micht herum, wenn ich sie anleinen möchte (kindliches Beschwichtigungsverhalten), oder weitet ihre „Ich muss mal eben was gucken“-Bögen viel weiter aus, als das hier erlaubt ist. Ich habe ihr „Leinen Los!“ vorgelesen, aber ich fürchte, mit Theorie kann sie nicht viel anfangen, also arbeiten wir an Impulskontrolle („Ich wili aber! Ich will aber! Ich will ich will ich will ich will!“), noch wieder aufs Neue am Rückruf („Wen meinst du mit ‚Amali‘? Mich? Ach, heiße ich so? Ich kann mich gar nicht erinnern…“) und lernen, mit Ruhe und Beherrschung auf Kinder zuzulaufen, egal, wie entzückend wir sie finden (und ihnen vor allem nicht immer gleich die Zunge in den Mund zu stecken).
Im Zuge dessen hat auch Nano sein inneres Kind nocheinmal wieder entdeckt, Fritz findet Galgos überbewertet, Gretel fragt sich, wozu wir eigentlich eine zweite Hündin im Haus brauchen, wenn es doch schon eine Vollzeit-Prinzessin gibt (nämlich sie), Pixel durfte das erste Mal decken und hält sich seither für das Beste, was der liebe Gott der Welt geschenkt hat, und ich schreibe ab und zu noch Artikel und schon wieder ein neues Buch („Hundeleben auf dem Land“ – hatten sich das nicht irgendwelche Leser gewünscht? Im Herbst wird es dann tatsächlich erscheinen).
Aber an Tagen wie diesen haben wir dann auch mal ungebremst Spaß
(Fotos: Nicole Munninger)