von Dr. Helga Eichelberg
Qualzucht ist das traurigste Kapitel der Tierzucht. Dieses züchterische Fehlverhalten hat auch vor der Hundezucht nicht Halt gemacht. Es macht keinen Sinn, nun nach Schuldigen für die Übertreibung von Rassemerkmalen zu suchen. Zielführend kann nur sein, Missstände möglichst wirkungsvoll und zeitnah rückgängig zu machen.
Der Mops ist in der Öffentlichkeit geradezu zum Sinnbild der Qualzucht geworden. Das liegt nicht etwa daran, dass vor allem diese Rasse von Qualzuchtmerkmalen betroffen ist. Neigungen zu Übertreibungen des Standards sind bei vielen Rassen anzutreffen. Die großen Hunde werden zu groß, Kleine werden zu klein, wieder andere haben zu viel Wolle – und dann gibt es auch noch die mit zu vielen Falten. In den nächsten Jahren wird es in der Hundezucht darauf ankommen, ein gutes Augenmaß für eine bessere Lebensqualität der Hunde zu entwickeln.
ORIGINELL UND BELIEBT
Dass der Mops inzwischen eine Art Symbol für Qualzucht bei Hunden darstellt, hat vor allem zwei Gründe. Wege seiner Originalität erfreut er sich zu Recht besonderer Beliebtheit, was wiederum zu einer starken Verbreitung führte. Zum anderen aber liegt es daran, dass bei dieser Rasse die Qual eine besondere Qualität besitzt, nämlich Lebensangst zu erzeugen. Jede Art von Beeinträchtigung der Gesundheit mindert die Lebensqualität und führt letztlich zur Qual, aber Atemnot bedeutet zusätzlich noch Angst und das geht weit über eine Beeinträchtigung hinaus.
ZUCHTAUSLESE
Wie aber ist der Qualzucht wirkungsvoll entgegen zu treten? Hierzu stehen der Tierzucht grundsätzlich zwei Wege zur Verfügung, nämlich die Einkreuzung einer anderen Rasse oder der mehr züchterische Weg, nämlich eine Veränderung der Zuchtziele. Der erste Weg ist der einfachste, aber letztlich auch der brutalste und fantasieloseste. Deshalb sollte er auch nur als letzte aller Möglichkeiten genutzt werden. Zwar ist von- dieser Maßnahme ein schneller Erfolg zu erwarten, man bezahlt ihn aber mit der Aufgabe der Ursprungsrasse. Wenn auch nur die kleinste Chance zum Erfolg abzusehen ist, sollte nicht ernsthaft erwogen werden, die uralte, originelle Rasse Mops leichtfertig aufzugeben. Der zweite Weg ist natürlich der beschwerlichere und langwierigere. Er erfordert Geduld und vor allem Konsequenz und hat nur dann Erfolgschancen, wenn absehbar ist, dass es noch genügend Hunde mit einer guten Lebensqualität gibt. Damit ist im Falle des Mops zweifellos zu rechnen. Man muss sie nur finden. Zur Sanierung der Rasse Mops liegt der Schlüssel zum Erfolg also in einer optimalen Zuchtauslese.
BELASTUNGSTEST
Seit einigen Jahren wird die Verbesserung Mopszucht im VDH bereits durch den sogenannten Belastungstest gefördert. Sicherlich ist dieser Test noch nicht die abschließende Lösung, dennoch ist er von großem Wert, weil er stark belasteten Hunden den Weg in die Zucht versperrte, denn sie wurden von ihren Besitzern erst gar nicht bei einer Prüfung vorgestellt.
ENGE ZUSAMMENARBEIT
Inzwischen hat sich eine neue Situation ergeben, nämlich die enge Zusammenarbeit zwischen tierärztlichen Institutionen wie der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft und der Bundestierärztekammer, dem VDH und der GKF. Dieser Zusammenschluss gewährleistet, dass ein neues Konzept mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden zu einer optimalen Zuchtauslese führen wird. Es ist eigentlich eine typische Win-Win-Situation, denn dem VDH allein fehlt die Möglichkeit zu wissenschaftlich fundierten Untersuchungen und die Tierärzte allein haben keinen unmittelbaren Zugang zu den Züchtern und ihren Hunden. Zwischen beiden vermittelt die GKF und der fidele Mops ist der eigentliche Gewinner, denn ihm kann nun wirkungsvoll geholfen werden.
NEUER FITNESS TEST
Gemeinsame Ideen und Überlegungen haben bereits zu folgendem Konzept geführt: Das angestrebte Ziel ist die Sanierung der Rasse Mops. Dieses setzt die optimale Auslese geeigneter Zuchttiere voraus. Um diese wissenschaftlich gesichert zu finden, ist an der Tierärztlichen Hochschule Hannover von Professor Nolte ein Fitness Test entwickelt worden, der unter standardisierten Bedingungen – wie ruhige Umgebung und konstante Raumtemperatur – die Leistungsfähigkeit der Hunde dokumentiert. Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt bei der Veränderung der Puls- und Atemfrequenz unter verschiedenen Bedingungen. Hierzu läuft der Hund nach einer angemessenen Eingewöhnung 15 Minuten auf dem Laufband. Seine Puls- und Atemfrequenz vor, während und nach dem Lauf gibt Aufschluss über seine Belastbarkeit. Dieser Test wird seit Frühsommer 2019 von vier verschiedenen Universitätskliniken angeboten und zwar in Hannover, Gießen, Leipzig und München.
DIE EVALUIERUNGSPHASE
Um zu gesicherten Aussagen zu kommen, muss jeder wissenschaftliche Test zunächst evaluiert werden. Für die Evaluierungsphase des Fitness Tests sind zwei Jahre vorgesehen. Während dieser Zeit können Möpse verschiedenen Alters vorgestellt werden. Die Untersuchungen sind kostenfrei. Sie werden stets unter Aufsicht eines Tierarztes durchgeführt. Die Ergebnisse werden protokolliert und dem Besitzer attestiert. Der Besitzer eines als „zuchtfähig“ erkannten Hundes erhält nach der Evaluierungsphase ein Zertifikat.
MACHEN SIE MIT!
Ob der „fidele Mops“ eine Zukunft hat, entscheidet nun das Verhalten seiner Züchter und Besitzer. Wir hoffen, dass alle Züchter und Besitzer der Rasse an dieser Untersuchung teilnehmen werden, denn dann stünde uns sicher eine genügend große Basis an Zuchttieren zur Verfügung. Wir alle sollten uns bemühen, die Gefahr eines gesetzlichen Zuchtverbotes für diese Rasse abzuwenden. Aber dies sollte nicht allein der Antrieb für alle Anstrengungen sein, sondern vielmehr der Wille, den Mops wieder zu dem zu machen, was er eigentlich ist, nämlich ein fröhlicher und einzigartiger Begleiter des Menschen. Diese Hunde haben alle Bemühungen der Wiedergutmachung verdient.
Die Zoologin Dr. Helga Eichelberg ist die 1. Vorsitzende der GKF, der Gesellschaft für kynologische Forschung und die ehemalige akademische Direktorin am Zoologischen Institut der Universität Bonn. Sie ist außerdem Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des VDH und hat sich ihr Leben lang um Forschung, Fort- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Kynologie besonders verdient gemacht und hierfür zahlreiche Auszeichnungen verliehen bekommen.
Ich habe einen Mops von Moppels von King of Dreams und er ist freiatmend auch im Letzten warmen Sommer. Er läuft ohne Probleme mit mir spazieren, ich kann nur bis acht km am Stück gehen und muss mich oft umdrehen um zu sehen wo er ist, meist direkt hinter mir aber er ist nicht zu hören. Er tobt mit Hunden anderer Rassen und hat höchstens bei größeren da Nachsehen. Man sollte auch Züchter berücksichtigen die nicht im VDH angeschlossen sind.
Liebe Frau Lenzen,
das stimmt natürlich. Allerdings wurde dieser Artikel verfaßt von der ehemaligen Präsidentin des wissenschaftlichen Beirats des VDH, weshalb sie sich an die Züchter im VDH richtet und der Artikel Ihnen daher vielleicht „gefärbt“ vorkommt. Tatsächlich werden mittlerweile sehr viel mehr – und damit auch sehr viel mehr kranke – Möpse außerhalb des VDH gezüchtet, als im VDH. Wenn man sich Möpse auf internationalen Ausstellungen ansieht, sieht man viel weniger der schweren, halslosen Hunde mit fast schon konkaven Nasen, die man „auf der Straße“ sieht. Die Französische Bulldogge hat ja mittlerweile das gleiche Schicksal: Zahllose kranke, hautkranke, röchelnde Hunde mit Spondylosen, Keilwirbel-Problemen, zu langen Gaumensegeln, verbogenen Köpfen – aber wenn man sich erkundigt, woher die stammen, dann kommen sie fast ausnahmslos von irgendwelchen Händlern, über Ebay, etc.
Egal, aus welchem Verein die Hunde stammen: Die Züchter – und die potentiellen Besitzer! – müssen endlich aufwachen und etwas tun.
ENGE ZUSAMMENARBEIT“ scheint mir der beste Weg zu sein. Wilde Kreuzungen sind genau das Gegenteil von kontinuierlicher Zucht. Viele MOPS-Freunde werden sicher ihre Freude daran haben, das Erscheinungsbild im weitesten Sinne erhalten zu können, wenn es gelingt, durch gezielte Zucht die Atemnot zu beseitigen.
VlG Jens