Luise ist eine echte Diva, die vom Leben im Rampenlicht träumt.
Luise ist durch und durch eine Dame – wenn man von ihrer kleinen Neigung zum Mobbing absieht. Eine Diva von großem Charme, die fremde Menschen leicht verunsichern kann, weil sie sie mit ihren Mandelaugen so aufmerksam ansieht, als wolle sie gleich etwas sagen.
Als sie in Berlin ankam, übernahm sie außerdem sofort die Mission, die Hauptstadt von der Kaninchenplage zu befreien, was einen Großteil ihrer freien Zeit in Anspruch nimmt. Auch den Wildschweinen im Grunewald tritt sie beherzt gegenüber, so wie sie sich auch große Mühe gibt, die Rinnsteine frei von Dönern und anderem weggeworfenen Essbaren zu halten, wobei ich mich hier zu ihrem Leid doch sehr stark einmische (manchmal frage ich mich, warum ich mir eigentlich eine solche Mühe mit Frischfleisch und püriertem Gemüse und Obst plus Algenpulver und Sesamöl gebe, wenn meine Hunde doch am liebsten solche Sachen fressen, die möglichst grün schillern, wie vor neun Wochen verstorbene Fische oder uralte Suppenhühner). Sie ist eine fabelhafte Erzieherin junger Hunde: Es war hochinteressant zu beobachten, wie sie mit dem winzigen, zarten Windspiel Harry mit zunehmender Reife langsam, aber sicher immer etwas strenger wurde: Durfte er anfangs selbstverständlich bei ihr im Korb schlafen, durfte er ab dem siebten Monat nur noch ab und zu Kontaktliegen mit ihr, durfte er sie anfangs piesacken und auf ihr herumhopsen, so sehr er mochte, ordnete sie ihn bald mit einem gezielten Griff in den Nacken ein, er solle sie in Frieden lassen. Trotzdem vertraut er ihr am meisten zu: Wenn er irgendwelche Situationen beunruhigend findet, setzt er sich entweder zwischen meine, oder zwischen Luises Vorderbeine. Luise hat Nerven aus Stahl, erträgt es mit Fassung, wenn wildfremde Kinder ihr auf offener Straße um den Hals fallen, weil sie sie mit einem riesigen Steiff-Tier verwechseln, und hält vollgestopfte Cafés für eine wunderbare Möglichkeit, neue Leute kennen zu lernen. Was ihr auch ständig gelingt: Die Idee, Hunde seien in großartiger Flirt-Faktor, trifft in unserem Falle nicht ganz zu. Es gab schon mehrere Leute, die gerne einen Spaziergang mit Luise machen wollten – und mich dabei mitnichten dabei haben wollten. Mit einem Hund wie Luise braucht man ein gutes Selbstbewußtsein.