Alltag nach Polen

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Ich hoffe, Sie können er kennen, was auf dem nebenstehenden Foto zu sehen ist (ich hatte nur mein Telefon, keine Kamera dabei): Es sind zwei Jungfernkraniche, denen ich heute früh auf unserer Morgenrunde begegnete. Sie spazierten schreiend am Waldrand auf und ab und riefen zweifellos nach potentiellen Ehefrauen (wobei sie offenbar völlig unterschätzten, dass Frauen eine gewisse wohlig-warme Aussentemperatur benötigen, um auf romantische Gefühle zu kommen). Kranichfrauen waren jedenfalls weit und breit nicht zu sehen, dafür war Harry – immer noch im polnischen Aufpasser-Modus – wild entschlossen, umgehend dafür zu sorgen, dass die Herrschaften ihre langen Schnäbel hielten: Glücklicherweise hing der kleine 5-Kilo-Mörder aber an der Schleppleine, weshalb ich ihn ohne laut werden zu müssen sofort daran hindern konnte, die Kraniche zu verjagen. 
Bis auf Fritz hängt momentan die ganze Truppe an der Schleppleine: Unser Aufenthalt in Polen hat die Damen und Herren ihr gutes Benehmen vergessen lassen: Sie pesen hier plötzlich kreuz- und quer durch den Wald und gehorchen erst nach der dritten Aufforderung (was bei vier Hunden bedeutet, dass ich ungefähr zwölfmal rufen muss, bis alle wieder bei mir sind). Kann ich leider nicht aushlaten und nicht erlauben, und weil das Meiste der Erziehung ja nichts als Gewohnheit ist, formen wir jetzt schnell wieder eine neue/alte Gewohnheit: Der Fokus liegt auf mir, der Abstand zu mir maximal zwölf Meter (was bei Harry und Fritz nicht ganz einfach ist: Windhunde denken nicht in Metern, sondern in Hektar), und Wildspuren, die vom Weg ins Unterholz führen, interessieren uns auch nur bis zum Rand des Unterholzes. 
Ansonsten vermisse ich Polen fürchterlich, geraezu lächerlich, beinahe so, wie man eine Person vermißt. Was mir auf meiner wirklich langen Rückfahrt durch den Kopf ging – denn man darf fast überall nur 70km/h fahren, in den Dörfern (und durch die fährt man ununterbrochen, weil es kaum Autobahnen gibt) sogar nur 40 km/h -, war, wie unglaublich angenehm hundefreundlich die Polen sind: Nicht umsonst steht Polen auf der Europa-Statistik der Hundepopulation ganz oben (Deutschland steht ganz unten, gerade mal eins über der Türkei). In jedem kleinen Garten sitzen mindestens ein oder zwei kleine Hündchen, und selbst die Kettenhunde, die es ansonsten nicht besonders schön haben, werden regelmäßig spazierengeführt. Überhaupt gehen die Polen unglaublich viel spazieren: Während sich hier auf dem Land allgemeinbevölkerungstechnisch als Außensport eher Kaffetrinken auf der Terasse gemeint ist, sind die Polen wirklich jeden Tag ab ein Uhr mittags auf den Beinen und gehen spazieren. Sie laufen überhaupt viel; die Dörfer sind sehr weit auseinander, Busse fahren nicht sehr häufig, also laufen sie von einem Dorf zum nächsten oder fahren Fahrrad. Ich wollte die Leute immer einsammeln und an ihr Ziel fahren, weil die Distanzen wirklich unglaublich weit sind, aber das wurde mir verboten (dabei frage ich mich wirklich: Wer wäre denn so blöd, einer Frau in ihrem Auto eins über den Schädel zu ziehen, wenn sie die ganze Karre voller Hunde hat?).
Übrigens gibt es Nachrichten von Nestani: Vorgestern wurde sie in die eine Stunde entfernte Tierklinik gefahren (was wohl kein Spaß war, denn der 10 Jahre alte Hund hat sein Leben lang draußen gelebt und zwischen den Schafen, wurde noch nie gebadet oder gebürstet, und stinkt wirklich erbärmlich). Sie hat ihrem Alter entsprechend HD und eine gravierende Zahnfleischentzüdnung, hat nun Antibiotika und Schmerzmittel bekommen und muss in ein paar Wochen wieder vorgestellt werden. Und das wird auch passieren. Gut, was?
Und im Mai oder so fahre ich wieder hin, ganz bestimmt. Foto

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