Hunde sind nichts für Leute, die nicht gesellig sind. Wer mit Hund spazieren geht, wirkt zugänglich auf seine Umwelt. Meine Spaziergänge haben geradezu ritualisierte Abläufe. Ich gehe nie „mal schnell mit den Hunden `raus“, weil ich immer Nachbarn treffe, die kurz mit den Hunden reden, Paketboten, die anhalten und eigens eingesteckte Hundekekse verteilen (hingegen bringen sie mir nie etwas mit, außer meiner Post). Wir kommen jeden Morgen an einem Kindergarten vorbei und werden stets am Zaun angehalten, um mit den Vier- bis Fünfjährigen zu plaudern oder mit Müttern, die einen gemäßigten Kontakt zu Hunden aller Größen für pädagogisch wertvoll halten und unbedingt unterstützen (koste es soviel von meiner Zeit, wie es wolle). Nachbarn hinterm Gartenzaun harken nicht einfach weiter ihr Laub zusammen, sondern begrüßen die Hunde (und dann mich), streicheln sie und wollen mit dem ein- oder anderen spielen. Wenn ich nicht ausgesprochen diszipliniert bin, kann ein einfacher Gang um den Block Stunden dauern. Harry und Fritz wären durchaus damit zufrieden, ihre Umwelt einfach zu ignorieren; Nano findet das alles zwar nett, lenkt aber ab von der Zeit, in der er Eichhörnchen jagen könnte. Gretel und Pixel dagegen haben, wie es aussieht, ihre eigenen Fanclubs. Es gibt eine ganze Schar ihrer Freunde und Bewunderer, Leute, die eigens Umwege machen, um sie zu begrüßen, Kinder, die ihre Leinen halten und ein bisschen mitgehen wollen oder ihnen kleine Bälle bringen. Gretel und Pixel kennen jede Tür, hinter der ihre speziellen Freunde wohnen. Manchmal bleiben sie so lange wedelnd vor einer Ausfahrt oder einem Hauseingang stehen, bis ein Hundekumpel herausgelaufen kommt, häufig gefolgt von ihrem Besitzer, der sich ein wenig austauschen möchte.
Nach 35 Jahren Hundehaltung habe ich gelernt, weniger anti-sozial zu sein, wie ich es durchaus gerne bin. Ich werde nie so offen und vertrauensvoll sein wie Pixel, aber ich kenne Nachbarn, deren Namen ich mir nie gemerkt hätte, hatte lange, sehr persönliche Unterhaltungen mit Leuten, mit denen ich normalerweise nie reden würde. Ich bin eindeutig ein Teil meiner Nachbarschaft, kenne ihre Kinder, Lebenspartner, kann über Kindergärten, Schulen und Wasserrohrbrüche mitreden, alles das, worüber man sich früher unterhielt, bevor man sich bequem in der Anonymität der Großstädte einrichtete.
Welche Möglichkeiten, ein ganz normales Leben zu führen, haben eigentlich Leute, die keinen Hund haben?