Berlins wildes Tierleben

Berlin mit seinen zahllosen Parks und Grünanlagen verfügt über eine geradezu ausschweifende Flora und Fauna – und damit meine ich nicht die Ziegengehege, Pfauen und Antilopen im Viktoriapark oder auf der Hasenheide: Sondern die wilden Tiere und Pflanzen, die sich hier auf brachliegendem Gelände ausbreiten. In dem mittlerweile beträchtlichen Teich, der sich hinter dem alten Postgebäude zwischen Hallesche und Stresemannstrasse durch hohes Grundwasser gebildet hat, Tümpel hinter der Alten Post, Hallesche Straßebrütet jedes Jahr ein Blesshuhn im Schilf, und die Vermehrung des Goldfischrudels, das irgendjemand vor drei Jahren aus seinem Aquarium hier ins Wasser gekippt hat („Free Willy!“), wird von einem großen grauen Fischreiher kontrolliert. fischreiherDie Kaninchen, die langsam, aber sicher die ganze Stadt übernehmen, lassen sich auch von Luise nicht daran hindern und legen stattdessen eine unglaubliche Attitüde an den Tag, sitzen auf Verkehrsinseln und winken gutgelaunt, während die Autos um sie herum tosen, und hoppeln in dem kleinen Park hinter dem Tempodrom träge unter die alten Bahnsteige, wenn sie von den Hunden gejagt werden: Selbst die Tatsache, dass Luise mittlerweile Fritz zum Hilfssheriff antrainiert hat, kann die Kaninchen nicht erschüttern. Sie haben die Macht über die Stadt, sie haben selbst die Ratten zahlenmäßig längst überholt – und von denen gibt es eine Menge in Berlin. Mit Ratten kenne ich mich aus, seit ich in New Yorks SoHo lebte, wo es so viele Ratten gab wie in Rom wilde Katzen, nur waren die Ratten um ein Vielfaches viel fetter und größer. banksy-rat-nyc-2-425x318Die Mülltage, an denen abends die großen schwarzen Müllsäcke auf die Gehsteige gestellt wurden, wurden zur Party-Time für die Nager der Nachbarschaft, und wenn man sie im Vorbeigehen störte, richteten sie sich drohend auf und fauchten, ähnlich wie die Junkies hinter dem Hamburger Hauptbahnhof.
Hier in Berlin besitzen die Straßenratten auch eine gute Größe, vor allem aber einen wirklich beeindruckenden Leibesumfang: Sie sind wirklich mehr als gut genährt aufgrund der vielen gutgemeinten Gaben, die ihnen in die Büsche gekippt werden wie altes Brot und Haferflocken – wahrscheinlich von den edlen Spendern eher für die Vögel gedacht. Nicht jeder bekommt die Ratten zu sehen; aber mein Auge ist durch meine Meisterjäger geschärft. Ich weiß sogar, wo Ratten sind, wenn ich sie nicht sehen kann. Mit vier Hunden wie meinen nachts spazieren zu gehen bedeutet, bei Oberjägern in die Lehre zu gehen. Ich höre Ratten unter dem Container des Asia-Imbiß, ich sehe sie unter geparkten Autos und kann sie beobachten, wie sie den Grillabfall im Park sortieren.

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Fritz hat bereits zum dritten Mal eine Ratte gefangen und sie mit kurzen Schlägen auf den Asphalt kurz und recht schmerzlos umgebracht. Beim letzten Mal ging ich nach durchtanzter Nacht gegen halb drei um den Block, als Fritz plötzlich los schoß, mit eleganter Bewegung eine dicke Ratte packte, die gerade die Straße überqueren wollte, und mit einem kurzen Schütteln ihr Genick brach. Fritz‘ Vorstellung beeindruckte vier junge türkische Männer, die sich auf dem Spielplatz daneben die lange Nacht vertrieben. „Was ist das denn für eine Rasse?“ fragten sie bewundernd. „Wo haben Sie diesen Killer-Hund her?“

Fritz spuckte den toten Körper vor meine Füße und sah mich stolz wedelnd an, ein Grinsen wie Dirty Harry im Gesicht, dessen Mission es ist, die Straßen von Berlin sauber zu halten.6251_102704859740205_100000020753783_72246_4047698_n
Porträt eines Killers
Gestern abend haben wir mitten in Kreuzberg einen großen, gutaussehenden Fuchs gesehen. Er ging völlig entspannt in einem Abstand von 2 Metern an uns vorbei und zuckte mit keiner Wimper, als meine Hunde vor Empörung Zeter und Mordio an der Leine schrien. Er blieb unschlüssig vor den Treppen zum Tempodrom-Park stehen und schien zu überlegen, ob die Kaninchen um diese Zeit wohl schon reif seien.
Dann trabte er los.
Fuchs vor dem Tempodrom

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