Unsere besten Freunde also

bild vom 10.2.2013

Wer kam eigentlich auf die Idee, Hunde seien loyal, treu und selbstlos? Ganz ehrlich: Sie sind Schwindler, die uns ausrauben und uns dazu bringen, uns auch noch darüber zu freuen. Hunde nehmen von den Reichen wie von den Armen und behalten alles für sich allein. Sie bestimmen, wann wir morgens aufstehen und wann wir zu Bett gehen, wohin wir in die Ferien fahren und wie lange, wen wir zum Abendessen einladen und wie unsere Wohnzimmer eingerichtet werden (oder: mit wie vielen Hundebetten). Sie stehlen das Essen von unseren Tellern und Küchentresen und werden trotzdem von uns geliebt. Würde sich ein menschlicher Mitbewoh-ner so benehmen, würden wir unseren Anwalt konsultieren oder die Polizei rufen.
Man kann jeden Hundetrainer fragen und hört zahllose Geschichten von Hunden, die komplett das Zepter über den Haushalt übernommen haben, in dem sie leben, deren nominelle „Besitzer“ sich ihrem Hund und der Routine, die er diktiert, völlig unterworfen haben. Hunde, deren Besitzer auf Zehenspitzen um sie herumschleichen, um sie beim Schlaf mitten im Zimmer nicht zu stören, Besitzer, die Angst haben, den Futternapf ihres Hundes zu berühren oder ihn anzuleinen, Hunde, die den Partnern ihrer Besitzerinnen nicht erlauben, diese zu umarmen, zu küssen oder mit ihnen zu tanzen, Hunde, die ihre Besitzer erzogen ha- ben, sie auf Kommando zu kraulen, sie auf Kommando spazieren zu führen und auf Kommando zu füttern. Vor 2000 Jahren fanden die Römer es schick, in ihre Mosaikböden „Cave Canem“ einzulassen, was „Vorsicht Hund!“ bedeutet. Ich glaube, dass wir uns in der wahren Bedeutung immer getäuscht haben. Es ging nicht um Vorsicht, weil bissiger Hund – eher im Sinne von „Bitte seien Sie vorsichtig und treten Sie nicht auf den Hund, weil der da gerade so schön schläft.“
So verbreitet wie die Hunde, die sehr effektiv zu Hause die Betriebsaufsicht übernommen haben, sind solche, die exzentrische oder obsessive Gewohnheiten entwickelt haben. Bei jedem Menschen würden sie umgehend zur Einweisung in eine psychiatrische Klinik führen. Oder zu seinem Tod durch Ermordung durch jeden, der gezwungen wäre, mit diesem Patienten zusammenzuleben. Bei Hunden wird derlei erduldet: das Verfolgen von fahrenden Autos oder Radfahrern, unablässiges Bellen, Ankauen von Tapeten, stundenlanges Heulen. Von den Hunden, die Schuhe, Bücher, Zeitungen, Sofas, Teppiche, Türen oder Unterwäsche fressen, gar nicht erst zu reden.
Der Witz ist: Wir lieben Hunde trotzdem. Wir lassen uns von ihnen alles gefallen. Wir laufen sehenden Auges in die Fallen, die sie uns stellen. Wir halten sie trotzdem für unsere besten Freunde und netter als den Weihnachtsmann. Das nenne ich eine erfolgreiche Spezies.

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