Ein paar Schlaufüchse unter meinen Lesern haben ihn ja schon entdeckt: Den winzig kleinen Reserve-Windhund Barthl (von bayrisch Bartholomäus). Er stammt aus einer Animal-Hoarding-Situation aus dem Landkreis Limburg – ein Ehepaar hatte 100 Hunde, lauter Mischlinge aus Havaneser, Yorkshire, Tibet-Spaniel und Shi-Tzu, und waren irgendwann vollkommen überfordert. Vor ein paar Jahren wurde ihnen wohl schon der Amtstierarzt ins Haus geschickt, aber die Hunde waren tatsächlich erstaunlich gut gepflegt (von 100 Hunden hatte nur einer eine Ohrenentzündung, und ein anderer war verfilzt, so dass er geschoren werden musste) und ausreichend versorgt, so dass er nicht eingreifen konnte.
Das Tierheim Bad Karlsfeld hatte die Hunde übernommen und ca. 50 davon auf weitere Tierheime verteilt, die dem Bund gegen Mißbrauch der Tiere angehören, weil sie ihrerseits auch überfordert waren mit der Menge von Puschelhunden.
Also habe ich ihnen einen abgenommen. Barthl wurde etwa Ende November geboren und ist so groß wie meine Turnschuhe, also entspannte Größe 43 (dazu möchte ich keine Kommentare hören! 🙂 ) Ich gurkte mit einer Freundin von Berlin nach Bad Karlsfeld: Das Tierheim dort ist überraschend idyllisch, mit einem Katzenhaus mit Außenauslauf, aus dem ich als Katze niemals mehr freiwillig ausziehen würde, großen, hellen Hundezimmern mit eigenem Gartenauslauf – sogar für unterschiedliche Befindlichkeiten ist gesorgt: In der Mitte Gras oder Sand, am Rand jeweils Steinplatten für jene Hunde, die sich nur ungern die Pfoten schmutzig machen. Die Tierheimmitarbeiter waren durch die Bank fröhlich, offen, liebevoll und hörten den Interessenten gut zu, und die Hunde werden dort auf Spaziergänge mitgenommen, gestreichelt und bespielt.
Das Getöse im Tierheim war eindrucksvoll: Die kurzbeinige Mannschaft war ziemlich aufgeregt, was ja kein Wunder war – fünf Tage vorher waren sie aus ihrem bisherigen Zuhause ins Tierheim gekommen, von Tierärzten untersucht und gepiekst worden (geimpft waren sie alle nicht), hatten plötzlich Auslauf an der frischen Luft und lauter neue Menschen um sich…
Ihre Stimmen waren zwar silberhell, aber auch ganz schön schrill. Die bereits eingesessenen Tierheimbewohner wunderten sich wohl nicht schlecht über den Krach.
Mittlerweile sind, so viel ich weiß, tatsächlich alle Hunde vermittelt bis auf ein- oder zwei. Barthl ist wahnsinnig niedlich, allerdings bin ich immer wieder ganz baff, wie klein das Hündchen ist. Dabei ist er sehr selbstsicher, ruht in sich selbst und läßt sich überhaupt nicht beeindrucken, wenn Grumpy Harry ihn anknurrt oder Gretel im erklärt, wie doof und überflüssig sie ihn findet (inzwischen ist sie allerdings aufgetaut und findet ihn ganz lustig). Amali, Fritz und Pixel finden ihn großartig und müssen sogar gebremst werden, wenn sie mit ihm toben, weil sie ihn zwischendurch mit einem Stofftier zu verwechseln scheinen (kaum wird er allerdings gerettet, rast er los, um die anderen zum Weiterquälen zu animieren).
Barthl ist wieder mal einer, der sich alle Mühe gibt, mich davon zu überzeugen, er sei gekommen um zu bleiben, und macht sich nützlich, wo er kann.
Er war eine große Hilfe beim Auspacken meiner Umzugskartons https://youtu.be/iDtIjtib1go, beim Gärtnern und gab sich in der vergangenen Umzugswoche auch alle Mühe, den Tischler zu unterhalten, indem er ständig dessen Werkzeug einsammelte und wegtrug.
Barthl ist, wie man sehen kann, wahnsinnig niedlich: Erstaunlich, was so ein winziger Hund auslösen kann – selbst bei mir abgebrühter alter Hunde-Häsin, die schon alles gesehen, gefühlt und auf dem Schoß hatte. Egal, wo er auftaucht, entstehen Oxytocin-Ausschüttungen, dass einem schwindelig werden kann. Selbst Gretel hat er mittlerweile herumgekriegt, die junge Hunde normalerweise völlig überflüssig und doof findet und die ganze Aufmerksamkeit, die sie brauchen und bekommen, für überbewertet (sie ist mehr so der preussische Typ im Sinne von: „Das hat’s früher alles nicht gegeben!“). Amali findet ihn niedlich, Pixel findet nach anfänglicher Fremdelei, dass sich mit dem kleinen Ding gut herumtoben läßt, Fritz findet kleine junge Hunde sowieso fabelhaft, und ich finde ihn überraschend hinreißend (kleine Hunde mit der Frisur eines explodierten Handfegers sind eigentlich nicht so meine Sache) – und das, obwohl er soeben mein Druckerkabel durchgefressen hat
(gibt es ein Emoticon für geht-so-niedlich?). Aber was ist schon ein weiterer Besuch im Elektrogeschäft, wenn dem kleinen Hund das Zahnfleisch so wahnsinnig juckt, weil er mitten im Zahnwechsel steckt?