Die Deutsche Dogge: Der Hund des Feindes

In einer Ausgabe von „Town & Country“ von 1914 fand ich einen interessanten Artikel über die Deutsche Dogge, der für unsere modernen Ohren sehr patriotisch-verschwurmelt klingt – einen Teil habe ich übersetzt. Heutzutage würde wohl kaum jemand auf die Idee kommen, sich keinen Rhodesian Ridgeback anzuschaffen, weil er Probleme mit der politischen Situation in Afrika hat, oder keinen Shar-Pei, weil der die Menschenrechtspolitik Chinas ablehnt – häufig sehen wir die Wurzeln unserer Hunde nur als Teil ihrer Bezeichnung und vergessen, dass der Lhasa Apso ja tatsächlich fürs tibetische Hochland gezüchtet wurde, oder der Husky, um die Schlitten der Inuits zu ziehen. Interessant sind die Bilder, die zeigen, dass die Deutsche Dogge sich seit 1914 nicht furchtbar verändert hat:

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Text von A. Croxton Smith
26062011344Ist es heutzutage bereits Hochverrat, über die „Great Dane“ oder die Deutsche Dogge zu schreiben? Aus Furcht, dass der ein- oder andere Achtlose es als solchen empfinden könnte, möchte ich Einspruch erheben in der Hoffnung, dass dieses wirklich noble Tier nicht unter den Missetaten Missetaten jener Nation zu leiden hat, mit denen es in den vergangenen 40 Jahren am ehesten in Zusammenhang gebracht wurde. Zuerst einmal könnte ohne weiteres behaupten, dass es überwältigend viele Beweise gibt, dass die Deutsche Dogge lange genug in diesem Land existiert, um als eingebürgerter, britischer Hund gelten zu können.26062011342Er wurde bei englischen Autoren des Mittelalters erwähnt, und vor über einem Jahrhundert verfasste Sydenham Edwards eine Hommage, die nur von einem recht tiefen Wissen seiner Hauptfigur inspiriert sein konnte. „Die großartige Gestalt“, schrieb er, „die ausgeprägte Aktion der Muskulatur und die elegante Haltung verführen zu der Annahme, dass er eigentlich wenig mehr zu bieten hat. Er ist niemals laut, sondern hält seine Stellung mit der vorbildlichen Würde, die seinen unerschütterlichen Charakter ausmacht, und in Schweigen. Dass es notwendig ist, ihn mit einem Maulkorb zu führen, um ihn daran zu hindern, andere Haustiere anzugreifen, verstärkt den Eindruck noch, den er macht, und gibt ihm die Aura von Stärke und Schutz.“ Dieser Ausspruch erinnert an Jean Paul Richters Zitat: „Der größte Hass ist wie die größte Tugend und die schlimmsten Hunde: Leise.“ Der Satz darüber, wie der Hund seine Stellung mit Schweigen bewahrt, verfolgt einen, wobei es mir vorkommt, als sei der Satz nicht wirklich von S. Edwards. Mir scheint, er ist von Charles Lamb. Das zweite Argument in meinem Plädoyer für diesen Hund ist, dass er – bzw. sein Prototyp – in vielen Teilen Europas weit verbreitet war. Ich kann allerdings nicht bestätigen, dass er, wie die (englische) Bezeichnung vorgibt, wirklich dänische Wurzeln hat. Zweifellos hielten die Edelleute unterschiedlicher Nationen vor hunderten Jahren ähnliche Hunde dieses Typs für die Hatz. Sie mögen dies auf Gemälden verschiedener Alter Meister gesehen haben. Ich erinnere mich z.B. an zwei oder drei sehr bewegende Gemälde in Mantua erinnern – von Mantegna, glaube ich -, auf denen ich Hunde erkannte, die der Deutschen Dogge ausgesprochen ähnlich sahen.
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Fairerweise muss zugegeben werden, dass die momentane Mode der Dogge in Großbritannien direkt auf ihre Renaisance in Deutschland zurückzuführen ist, die dem ersten Deutsch-französischen Krieg folgte. Damals wollten die siegreichen Teutonen eine Hunderasse gründen, die ihren nationalen Geist ausdrücken sollte. So, wie der Dackel das Skurrile der teutonischen Natur personifiziert, repräsentiert die Deutsche Dogge deren Verherrlichung von Kraft und Stärke. Als hierzulande die Mode für Zucht und Ausstellung der Deutschen Dogge begann, mussten wir zwangsläufig auf Zuchtmaterial aus dem Vaterland zurückgreifen, das auch immer wieder aus gleicher Quelle erfrischt und erneuert werden musste. Die britischen Linien sind mittlerweile allerdings so etabliert, dass wir die Deutsche Dogge weiter erhalten können, ohne Reste von Vorurteilen in unseren Köpfen zu behalten. Der einzige Unterschied ist, dass der angenehme Austausch zwischen Doggen-Liebhabern beider Nationen nun zu einem abrupten Ende gekommen ist. Glücklicherweise brauchen wir die deutschen Hunde nicht mehr, falls wir einmal das Blut auffrischen müssten, denn in Südafrika werden ebenso edle Exemplare gezüchtet wie bei uns oder den Deutschen. Was die Farben Blau oder Harlekin betrifft, können uns wahrscheinlich weder Südafrika noch Deutschland Besseres zeigen als das, was wir bereits haben; was allerdings die anderen Farben betrifft, sind manche Richter der Meinung, dass die besten im Subkontinent zu finden sind. Vor einiger zeit las ich einen eindrucksvollen Artikel von Mr. George Bart darüber, ob das südafrikanische Klima etwas mit der Qualität der dortigen Doggen zu tun haben könnte….

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