Auf Facebook verbreitete sich in der letzten Woche in Windeseile folgende Meldung:
„Es gibt eine neue Zeckenart ! und sie ist TÖDLICH
Eine kleine weiße Zecke, böse Folgen!
Diese Zecke stammt aus Mitteleuropa. Jetzt breitet sie sich in Berlin und Brandenburg aus. Sie überträgt bei Hunden die „Babesiose“. Diese Krankheit verläuft tödlich, denn das Problem: In Deutschland gibt es weder in Apotheken Medikamente und Impfung, die die Hunde wirklich schützt.“
Tatsächlich ist es NICHT diese weisse Zeckenart, sondern die braune-gesprenkelte Auwald-Zecke, die die Babesiose überträgt. Eingeschleppt über Hunde aus Spanien, Griechenland und Portugal, überlebt sie in hiesigem Klima sensationell und überträgt die so genannte Hunde-Malaria, die ohne Behandlung in der Tat tödlich verlaufen kann. Behandelbar ist sie aber durchaus: Antiprotozoika wie Imidocarb oder Diminazen sind gegen B. canis gut. Imidocarb kann auch zur Prophylaxe bei Reisen in Endemiegebiete einmalig verabreicht werden – der Schutz hält etwa drei Wochen an. Eine Kombination aus Atovaquon und Azithromycin kann auch chronische Infektionen mit B. gibsoni heilen. Auch Phenamidin ist gegen „kleine Babesien“ wirksam, (derzeit in Deutschland nicht erhältlich). In akuten Fällen ist bei einem Hämatokrit unter 20 eine Bluttransfusion oder die Gabe von Hämoglobin-Glutamer 200 angezeigt.
Die wichtigste Prophylaxe ist das Absuchen des Tieres nach Zecken nach jedem Spaziergang und deren sofortige Entfernung. Ein Schutz vor Zecken durch äußerlich anzuwendende zeckenabtötende Wirkstoffe wie Spot-Ons (Akarizide wie Amitraz, Deltamethrin, Fipronil, Flumethrin oder Permethrin) ist sinnvoll, da sie auch die Gefahr des Auftretens weiterer, durch Zecken auf Hunde übertragbarer Erkrankungen wie Borreliose, Ehrlichiose, Hepatozoonose oder FSME senken.
Gegen B. c. canis und B. c. rossi existiert ein Impfstoff (Nobivac® Piro), der zwar nicht vor einer Infektion schützt, aber die Erkrankung deutlich abmildert. Der Impfstoff ist trotz EU-weiter Zulassung in Deutschland nicht erhältlich, in der Schweiz und Frankreich jedoch verfügbar. Er muss nach einer zweimaligen Grundimmunisierung halbjährlich verabreicht werden und sollte nicht zusammen mit anderen Impfungen und nicht an bereits infizierte Tiere verabreicht werden. Er hat allerdings schwere Nebenwirkungen, weshalb die Ständige Impfkommission im Bundesverband Praktizierender Tierärzte einen generellen Einsatz derzeit nicht empfiehlt.