Der Familienhund

Familienhund zu sein ist der härteste Job, den ein Hund haben kann.
– Gaby Abels, Hundetrainerin

Hunde sind wundervoll für Kinder. Jeder, der das Glück hatte, mit einem Hund aufwachsen zu dürfen, wird das bestätigen: Wer einen Hund bei sich hat, hat keine Gespenster unterm Bett. Ein Hund ist ein großartiger Freund, der völlig absurde, alberne Spiele mitmacht, der warm und vergnügt zuhause ist, wenn das Kind nach Hause in eine leere Wohnung kommt, der sich geduldig alles anhört, was man ihm zu erzählen hat, ohne dabei eine Wertung abzugeben, der sogar den gruseligen Gang in den Keller mitmacht, ohne sich zu fürchten, und der still neben einem auf dem Bett liegt, wenn man eine Kindheitskrise zu bewältigen hat. Wissenschaftler haben erforscht, dass Kinder mit Hund psychisch stabiler sind als Kinder ohne Hund, ein besseres Sozialverhalten und intensivere Freundschaften haben und ihr Notendurchschnitt erkennbar höher liegt. Hunde machen das Leben von Kindern schöner. Und ganz nebenbei bringen Hunde Kindern bei, Einfühlungsvermögen zu entwickeln, Loyalität, Verantwortungsbewusstsein, und Liebe – ganz ohne pädagogischen Lehrauftrag.
Natürlich sind Hunde Arbeit. Hunde bedeuten noch eine Verantwortung mehr. Sie sind ein weiteres Lebewesen, das täglich Spaziergänge, Pflege, Aufmerksamkeit und Erziehung fordert. Die Vorteile eines Hundes im Haus sind gewaltig: Er bringt Stabilität, Wärme und Hurra ins Haus – aber nicht ohne Ansprüche an Ihre Zeit, Energie, und Ihr Konto.
Schaffen Sie den Hund dabei nicht für Ihr Kind an, sondern für die Familie. Kein Kind unter vierzehn ist der Aufgabe gewachsen, sich allein um einen Hund zu kümmern. Um Konflikte zu vermeiden, sollten sie, wenn Sie größere Kinder haben, eine Liste aufstellen, auf die sämtliche Aufgaben um den Hund aufgeschrieben werden, und teilen Sie sie zu. Auch kleine Kinder können beim Füttern des Hundes helfen. Kinder unter neun Jahren dürfen nicht alleine mit einem Hund spazieren gehen, und sollten auch nicht unbeaufsichtigt mit dem Hund spielen. Aber schon mit fünf können Kinder den Wassernapf auswaschen und nachfüllen, den Hund bürsten, oder dessen Spielsachen aufräumen. Kinder unter zwölf können und sollen den Hund nicht erziehen: Kinder wie Hunde testen ständig ihre Grenzen, und sollten das nicht miteinander tun. Der Hund sieht sich auch keineswegs am untersten Ende der Hierarchie: Ein erwachsener Hund weiß, dass er einem Zweijährigen überlegen ist, geistig wie physisch. Machen Sie mit Ihren Kindern einen Kind-Hund-Erziehungskurs, was sehr lustig und hilfreich ist, die Bindung zwischen Hund und Kind fördert, und dem Kind Verständnis für den Hund beibringt, wie Sie es vielleicht nicht können.

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Suchen Sie sich Ihren Hund so sorgfältig aus, wie Sie einen Untermieter aussuchen würden.
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Was macht einen guten Familienhund aus?

Ein guter Familienhund…
.. passt zu Ihrem Lebensstil
Wenn Sie jeden Tag joggen gehen, suchen Sie sich einen aktiven Hund aus – aber glauben Sie nicht, dass der Hund Sie dazu bewegen wird, endlich am Triathlon teilzunehmen: Das wird nicht passieren. Gehen Sie davon aus, dass alles so bleibt, wie es immer war, und suchen Sie Ihren Hund dementsprechend aus.

… toleriert Krach und ungestümes Anfassen und kann Fehler verzeihen
Manche Hunde sind körperlich empfindlicher als andere. Beispielsweise Jagdhundrassen wie Labradore müssen durch Unterholz krachen und schussfest sein, um ihren Job zu machen. Viele der ganz kleinen Hunderassen dagegen, die vor allem zum Kuscheln gezüchtet wurden, hassen es, wenn sie härter angefasst werden – was kleine Kinder eigentlich fast immer machen. Um in einer durchschnittlichen Familie zurechtzukommen, müssen Hunde Krach und Anfassen akzeptieren und Fehler verzeihen können.

… beruhigt sich auch wieder, wenn er sich aufregt
Die Fähigkeit, wieder „herunterzukommen“- mit dem Bellen aufzuhören, wenn der Gast im Haus ist, sich wieder zu entspannen, wenn das Kleinkind aufgehört hat, an seinem Ohr zu ziehen – ist eine notwendige Eigenschaft für einen sicheren, leicht zu handhabenden Familienbegleithund.

. . . mag Menschen
Hunde, die von Händlern oder aus Zwingeranlagen stammen oder Hunde mit Traumata interessieren sich möglicherweise nie für Ihre Kinder. Schüchterne Hunde akzeptieren meist irgendwann die direkte Familie, wllen aber nichts mit den Freunden Ihrer Kinder zu tun haben. Suchen Sie nach einem Hund, der immer eng mit Menschen zusammen gelebt hat, möglichst mit vernünftigen, freundlichen Kindern, die gelernt haben, mit Hunden gut umzugehen.
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Frage& Antwort

Wollen Sie wirklich einen Hund?
Hunde sind viel Arbeit, darüber gibt es nichts zu diskutieren. Wenn Sie sicher sind, dass Sie in Ihrem Leben Platz für eine weitere Verantwortung haben, dann können Sie auch über einen Hund nachdenken. Wenn Sie ihn nur für die Kinder anschaffen wollen, oder weil Ihr Mann/Ihre Frau sich einen wünscht, oder weil es zu Ihrer Vorstellung eines runden Familienlebens gehört, dann denken Sie nocheinmal nach. Ein Hund ist kein Deko-Gegenstand, sondern eine lebende, atmende Kreatur mit großen Ansprüchen: er möchte jeden Tag spazieren gehen, braucht Ansprache, Pflege, Erziehung, Führung und Aufsicht, vor allem in den ersten zehn Monaten. Ich höre immer wieder von Leuten „Ich hatte ja keine Ahnung, wie viel Arbeit das ist!“: Stimmt genau. Eine wunderbare Sache, wenn man die Zeit, Lust und Energie dafür aufbringen kann; wirklich nervtötend, falls Sie gedacht haben, Sie kaufen sich Lassie, die bei der Lieferung schon alles kann. Die Vorteile, einen Hund zu halten, sind gewaltig: Man bekommt eine Struktur, Vergnügen, tiefe Zuneigung und eine Beziehung, die ohne Worte auskommt (mit einer Geheimsprache, die man erst lernen muß) – aber diese Vorteile gibt es nicht ohne echte Ansprüche an Ihre Zeit, Ihr Konto und Ihre Kraft.

Wie alt sollten meine Kinder sein, wenn wir einen Hund anschaffen?
Das beste Alter für Kinder ist etwa fünf Jahre. Kleinere Kinder haben weder die mentalen Fähigkeiten, noch sind sie motorisch in der Lage, wirklich durchgehend sanft und freundlich zum Hund zu sein. Wenn Sie einen Welpen zu kleinen Kindern dazu nehmen möchten, dürfen Sie Kinder und Hund zu keiner Zeit alleine lassen. Die Vorstellung, Kind und Hund „zusammen aufwachsen zu lassen“ ist eine hübsche Theorie – aber sparen Sie sich den Streß und die totale Erschöpfung. Ein Baby nach dem andren.

Welche Rasse eignet sich am besten?
Alle Hunderassen wurden aus bestimmten Gründen gezüchtet, und diese Eigenschaften beeinflussen das Verhalten Ihres Hundes bis heute. Ihr Labrador wird in seinem ganzen Leben vielleicht keine Ente aportieren, aber das wird ihn nicht daran hindern, alles zu apportieren, das nicht angenagelt ist. Ihr Jack Russell wird vielleicht nie eine Ratte oder einen Fuchs umbringen, aber er ist wahrscheinlich trotzdem der harte kleine Kerl, der sich nichts gefallen lässt. Wenn Sie sich für eine bestimmte Rasse interessieren, lesen Sie alles darüber, was Sie finden können, und ziehen Sie aus seiner „Jobbeschreibung“ Schlüsse, wie das sein Verhalten noch heute beeinflussen könnte. Grundsätzlich sind Rassen, die sehr eng mit dem Menschen zusammen gearbeitet (also NICHT selbstständig) und eine hohe Aggressionsschwelle haben, gewöhnlich besser als Familienhunde geeignet als Hunde, die für Kämpfen oder Töten (beispielsweise von kleinem Viehzeug) gezüchtet wurden.
Ein klassisches Beispiel für eine Rasse, die für die enge Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet wurde, ohne aggressiv zu sein, ist der Golden Retriever: er sollte immer nur apportieren, nie töten, auch keine angeschossenen Enten oder Fasane. Sein wunderbarer Charakter hat ihm über die Jahre Milionen von Fans verschafft. Leider gibt es heutzutage vor lauter Überzüchtung viele schüchterne, hyperaktive oder aggressive „Goldies“ – wenn Sie sich also für eine Rasse interessieren, die sehr modisch ist, achten Sie darauf, dass Sie den Hund von einem wirklich guten Züchter bekommen.
Mischlinge sind ganz genauso gut wie die meisten Rassehunde. Der einzige Unterschied ist, dass es schwieriger ist vorauszusehen, wie sie sich entwickeln werden. Wenn Sie sich einen Pudel kaufen, wissen Sie in etwa, wie groß er wird, wie er sich in etwa charakterlich entwickeln wird (die Chancen, dass er zum feuerspeienden Schutzhund wird, sind nicht sehr groß), und wie sein Fell wird. Mischlinge sind Überraschungseier, sozusagen Mischsalat aus der speziellen Rasse-Kombination, die er in sich trägt. Wenn Ihnen ein bisschen Ungewissheit im Leben nichts ausmacht, suchen Sie sich einen Mischling. Er wird sich genauso über Sie freuen, mit Ihnen spielen, die Nachbarn ankläffen und Blödsinn machen wie jeder Rassehund.

Welpe oder erwachsener Hund?
Welpen sind niedlich, anstrengend und haben keine Ahnung von menschlichen Regeln. Sie brauchen Zeit, Kraft, Ausdauer und Geduld, um einem Welpen die grundsätzlichen Dinge beizubringen von „Nicht mit meiner Unteräsche durchs Haus rennen!“ bis hin zu „Nicht die Tapete von der Wand ziehen!“ Welpen sind meistens keine besonders gute Idee für Familien mit Kindern unter fünf.
Erwachsene Hunde dagegen sind meist stubenrein und über die Katastrophen der Pubertät hinaus. Wenn Sie allerdings bereits schlechte Angewohnheiten haben, ist es schwerer, sie ihnen wieder abzugewöhnen. Aber auch erwachsene Hunde lassen sich noch wunderbar erziehen und neue Tricks beibringen, also schließen Sie sie nicht aus Ihrer engeren Wahl aus. Erwachsene Hunde sind für viele Familien genau die richtige Entscheidung und binden sich genauso gut an ihre neue Familie wie ein Welpe.

Rüde oder Hündin?

In diesem Fall sind Pauschalen nicht besonders hilfreich: Hunde sind Indviduen. Grundsätzlich richten unkastrierte Rüden einen größeren Teil ihrer Aufmerksamkeit „nach außen“, weg von ihren Menschen, aber das ist auch nicht bei allen so.

Wo finde ich einen Hund?

Am besten bei guten Züchtern, durch Empfehlung, bei Tierschutzgruppen oder in Tierheimen.
Gute Züchter
Ein guter Züchter hat nur zwei oder drei Würfe im Jahr, fragt Sie eine Menge Fragen und erzählt Ihnen alles über seine Rasse – Gutes und Schlechtes. Ein schlechter Züchter verkauft Ihnen einen Hund, ohne Sie Nennenswertes zu fragen. Ein schlechter Züchter hat auch andauernd Welpen und züchtet vier oder mehr Würfe im Jahr. Dass seine Hunde Papiere haben, besagt erst einmal gar nichts – ein Rolls Royce hat ebenso Papiere, wie auch jede Rostlaube.
Gute Züchter kennen ihre Hunde. Sie sollten wenigstens ein Elternteil der Welpen dort kennen lernen – und dieses Elternteil mögen: Im Falle von hunden fällt der Apfel normalerweise nicht weit vom Stamm, und wenn die Mutterhündin nervös oder aggressiv ist oder Sie am liebsten nicht an die Welpen heranlassen möchte (obwohl die schon sechs Wochen alt sind), dann sehen Sie sich andere Welpen an.Sie wollen einen offenen, freundlichen, nervenstarken Hund, und die haben gewöhnlich offene, freundliche und nervenstarke Eltern.
Achten Sie darauf, dass Ihr Welpe im Haus (und nicht im Gartenhaus, der Garage oder im Hobbykeller) mit vielen verschiedenen Geräuschen aufgezogen wurde, am besten noch mit wohlerzogenen Kindern dabei.

Empfehlungen
Menschen müssen umziehen, Lebensumstände ändern sich, und gute Hunde brauchen ein gute neues Zuhause. Erzählen Sie Hundetrainern, Tierärzten und Freunden, was Sie suchen, und haben Sie Geduld. Es gibt ein altes Sprichwort: „Der richtige Zeitpunkt, sich einen Hund anzuschaffen, ist dann, wenn der richtige Hund kommt“. Bremsen Sie Ihre Ungeduld. Für einen guten Hund lohnt sich Geduld und Recherche.

Rassen-in-Not-Gruppen

Für praktisch jede Rasse gibt es aufopferungswillige Menschen, die sich um Hunde ihrer spezifischen Rase kümmern, die aus irgendwelchen Gründen ein neues Zuhause brauchen. Diese Hunde werden meist in so genannten Pflegestellen untergebracht, die den Hund sehr genau beschreiben können, bevor er neu untergebracht wird. Rufen Sie den Zuchtclub Ihrer bevorzugten Rasse an und fragen Sie, wer die Vermittlungsarbeit für sie macht.

Tierschutzgruppen und Tierheime
Es gibt tausende von ausgesetzten, verlassenen, übriggebliebenen Hunden, die ein neues Zuhause brauchen. Die meisten Hunde werden nicht abgegeben, weil sie selber irgendwelche Probleme haben, sondern weil ihre Besitzer nicht gerade empfehlenswert waren. Unterhalten Sie sich mit den Tierschutzgruppen (finden Sie im Internet) oder den Mitarbeitern im Tierheim und fragen Sie nach Hunden, die zu Ihnen passen würden. Gehen Sie immer wieder hin. Wenn Sie es ernst meinen, helfen diese Leute Ihnen gerne. Vergessen Sie nicht: Achten Sie nicht so sehr darauf, wie er aussieht – der schönste Hund ist der, der genau zu Ihnen und Ihrer Familie passt. Suchen Sie sich einen wundervollen, fröhlichen, ruhigen Hund aus, und lernen Sie ihn so zu lieben, wie er aussieht – und wie er ist.

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