Ich war gestern in Paris, weil ich dort Karl Lagerfeld interviewt habe. Sein Büro und der Showroom liegen in einer wunderschönen, sehr glamourösen Stadtvilla in der Rue St. Guillaume im 6. Arondissement unterhalb von St Germain du Prés, also mitten in der tosenden Stadt. Weit und breit nur Gallerien, Modegeschäfte, Cafés und kaum Bäume, Parks und die Seine sind weit entfernt, man fühlt sich ganz und gar großstädtisch. Während ich auf Karl Lagerfeld wartete, sah ich aus dem Fenster – und dort bot sich mir ein überraschender Anblick, das man so nur in Paris zu sehen bekommt: Hinter dem Haus erstreckte sich ein ein großer, stiller, schöner Garten einer wunderbaren vierstöckigen Villa mit großen Fenstern, die bis zum Boden reichten und sich pupenhaus-ähnlich einsehen ließen. In dem gepflegten Garten entdeckte ich erst einen großen alten Golden Retriever, dann bemerkte ich, dass die gewaltigen Rhododendron-Büsche merkwürdig wogten: Darunter tobten ein Riesenschnauzer, ein Husky ein Mastino Napolitano und noch ein schwarzer, großer Mastiff-ähnlicher Hund, den ich von Weitem nicht identifizieren konnte. Die Hunde spielten, rasten und tobten durch den Garten, bis sie von einem zarten Dienstmädchen in rosa Kittel wieder herein gerufen wurden. Wie zivilisiert diese Stadt doch ist, die Platz lässt für solche Oasen der absoluten Stille, die ganz unvermittelt ein Gefühl französischen Landlebens vermitteln. Hinterher hörte ich, das Haus und die Hunde gehörten Bernard Tapie, dem sozialliberalen Politiker, der sich nach verschiedenen Skandalen als Schauspieler, Moderator und Schriftsteller versuchte.