Um es mal deutlich zu sagen: Nano ist ein Superhund. Offen, fröhlich, er hört gut zu, sieht ständig zu mir – aber nicht aus Unsicherheit, sondern weil immer so interessante Dinge von mir kommen: Kekse, Witze, ich renne los und bleibe wieder stehen, ich hüpfe mit ihm über Gräben und zeige ihm Schafsköttel, ich hindere ihn daran, sich in toten Maulwürfen zu wälzen (NOCH ein Hund, der das macht – das hat mir gerade noch gefehlt!), aber lasse ihn draufpieseln. Außerdem kommen von mir ja Markknochen, Futter, Blättermagen, Bälle, weiche Decken – also wenn ich er wäre, würde ich mich auch gut im Blick behalten.
Harry kann ihn noch immer nicht leiden, er findet ihn zu groß und zu hopsig und außerdem erinnert er ihn wohl zu sehr an den riesigen Dobermann, der ihn mal lebensbedrohlich gehetzt hat, als Harry fünf Monate alt war, was Harry dazu veranlasst zu fliehen und vier Tage zu verschwinden. Was dazu führte, dass ich vier Tage im Wald im Auto schlafen musste, damit er mich an der selben Stelle finden konnte, an der er abgehauen war.
Insofern ist Nanos Aufenthalt hier doppelt gut: Wir können auch gleich noch Harrys Kindheitstraumata bewältigen.
Mittlerweile ist Nano stubenrein, er kann „Sitz!“ und kommt sofort auf Sichtzeichen. Im Haus spielen wir das „Namensspiel“: Ich lasse die einzelnen Hunde „Sitz“ machen und rufe sie dann einzeln per Namen zu mir, wofür es dann einen Keks gibt. Und wir spielen das „Komm-Spiel“, dass heißt: Nano, der ja draußen sowieso an einer drei Meter-langen Fettlederleine läuft, wird mit seinem Namen angesprochen und dann laufe ich rückwärts, woraufhin er mir grinsend folgt. Er ist sehr aufgeregt, wenn wir fremden Hunde fremder Rassen begegnen: Galgos leben ja gewöhnlich in großen Gruppen mit anderen Galgos und lernen nie etwas anderes kennen. Aber er ist aufgeschlossen, ich erlaube nur dreimal bellen, dann Stille – Klick, Keks -, dann ein paar Schritte in die andere Richtung, dann wieder ein paar Schritte auf den anderen Hund zu. Die meisten anderen Hunde kenne ich ja, sind sind alle in Ordnung, aufregen muss man sich darüber nicht.
Er respektiert mittlerweile auch unsere „Futterordnung“. Galgos werden gewöhnlich gefüttert, indem ihnen Trockenfutter oder trockenes Brot auf den Boden geworfen wird. Bei uns geht es zivilisierter zu: Alle Hunde warten vor der Küche, dann wird der Reihe nach gefüttert, erst Fritz, dann Harry, dann Gretel, DANN Nano, dann Pixel. Das hat er langsam verstanden. Er nimmt Kekse ganz, ganz vorsichtig und geht auch mit Kindern sehr freundlich um – eine meiner Patentöchter musste dafür herhalten, um das auszuprobieren, aber in unserer Familie sind alle Kinder Tierexperimente gewohnt. Er sieht langsam besser aus – das Fell ist weich und glänzt schon viel mehr als vor einer Woche, die „Hungerhaken“ (die Hüftknochen) stehen nach meinem Empfinden nicht mehr ganz so weit hervor, das Loch am Vorderfuß ist zu.
Er findet Fritz fantastisch, der ihm meistens freundlich ignoriert, versucht mit Pixel und Gretel zu spielen, die sich noch etwas vor seiner Wucht fürchten – er hat natürlich nie gelernt, mit kleineren Hunden zu spielen und die beiden haben nur wenig Masse, die sie ihm entgegensetzen können. Aber das wird sich alles geben mit der Zeit. Zwischendurch gab es kleinere Beschwerden von Harry, Gretel oder Pixel, wann der große Kerl eigentlich wieder weg gehen würde, aber ich habe ihnen gesagt, sie sollten sich nicht so anstellen, andere Hunde müssten in Kriegsgebieten leben, insofern hätten sie doch großes Glück hier.
Es tut mir leid, dass ich noch kein Video gemacht habe – das kommt, ich verspreche es; ich musste so furchtbar viel arbeiten nebenbei, dass ich nicht alles gleichzeitig konnte, und mir war es dann doch wichtiger, mit den Hunden zu spielen.