In Hamburg wird gerne Stimmung gemacht gegen Hunde. So auch wieder in der letzten Woche: „Hamburgs Tierheim startet fragwürdige Plakat-Aktion“ stand auf dem Titelblatt der Hamburger Morgenpost, „Kuschel-Kampagne für Kampfhunde!“
Gleich auf der zweiten Seite ein Foto eines geifernden Pitbulls mit gefletschten Zähnen, die Bildunterschrift darunter lautet: „Mit bulligen Terriern wie diesem ist nicht zu spaßen.“ Tatsache ist: Auch mit einem geifernden Chihuahua ist nicht zu spaßen, und mit geifernden Journalisten schon gar nicht.
In Hamburg gelten Pitbull, American Staffordhsire, Staffordshire Bullterrier, Bullterrier und deren Mischlinge als unwiderleglich gefährlich. 25 dieser Hunde hocken im Hamburger Tierheim, haben längst den sehr strengen Wesentest bestanden und sind freundlich und gefahrlos. Das Tierheim würde diese Hunde gerne in liebevolle Zuhause vermitteln, nur macht die Stadt es faktisch unmöglich: Nur mit Zustimmung der Behörden dürfen Hunde dieser Rassen und ihre Mischlinge gehalten werden – und die Behörden stimmen nie zu. 25 Hunde, die nachweislich freundlich, friedlich und anpassungsfähig sind, müssen lebenslang hinter Gittern bleiben, ohne je auffällig geworden zu sein. Ihr einziger Fehler ist es, der falschen Rasse anzugehören, in der falschen Stadt. Das Hamburger Tierheim macht nun eine Plakatkampagne, auf der diese Hunde bei dem zu sehen sind, was sie am besten können: Spielen und Schmusen. Der Mopo passt das nicht. Von notwendiger „Signalwirkung“ ist zu lesen, „im Zweifel ist es besser so!“ steht da. Die Mopo weiß viel besser Bescheid, als alle Verhaltenswissenschaftler, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigen.
Hamburg hat sich bis heute nicht von der beispiellosen Hetzkampagne erholt, die in den Jahren 2004/2005 von den Medien gegen Hunde geführt wurde. Gleichzeitig machten sich die Hundehalter stark. Vereine wie die Hundelobby e.V. brachten Verhaltensbiologen, Vertreter der Bundestierärztekammer und Verhaltensexperten in die Diskussion ein, die vorher vor allem von unbekannten Stadtabgeordneten geführt wurde, die die Angstmache und Hysterie nutzten, um ihren Namen in die Schlagzeilen zu bringen.
Mit wissenschaftlicher Hilfe wurde das Hamburger Hundegesetz gerechter und hunde-orientierter: Denn alle Experten sind sich einig, dass das Beißverhalten von Hunden nichts mit der Rasse, sondern mit ihrer Haltung zu tun hat – zu der auch genügend Bewegung und Freilauf gehört. Die als „Kampfhunde“ bezeichneten Rassen wie Pitbull-Terrier, Bull-Terrier oder Rottweiler wurden ursprünglich als Hüte-, Treib- und Wachhunde gezüchtet. Pitbulls, die wegen ihres aggressiven Beißverhaltens häufig Schlagzeilen machen, liegen in der tatsächlichen Beißstatistik weit hinter Mischlingen, Schäferhunden und Dackeln. Sowieso sind Beißstatistiken immer eine Sache der Auslegung, denn dokumentiert wird jeder angezeigte Angriff eines Hundes, egal, ob der Hund vielleicht nur im Spiel den schlecht gelaunten, anzeigefreudigen Nachbarn ansprang oder der Hund seinerseits vom schwer alkoholisierten Besitzer bedrängt oder verprügelt wurde. Selbst ein Pekingesen-Angriff wurde im letzten Jahr in Berlin dokumentiert.
Einen friedlichen Hund aufgrund seiner Rassezugehörigkeit wegzusperren, ist unsinnig. Vor nicht allzu langer Zeit machte man derlei auch mit Menschen anderer Hautfarben: Man nennt es dann Rassismus. Es ist ein Zeichen unserer Zivilisation, diese Vorurteile nicht mehr zuzulassen.