Asche über mein Haupt: Ich war wirklich ein schlechter Schreiberling in letzter Zeit – wir hatten hier seit Wochen so wahnsinnig viel Besuch – vor allem Hundebesuch -, dass ich nur noch sehr begrenzte Kapazitäten für vernünftige Gedanken übrig hatte. Und die hatten sich schon wieder in Luft aufgelöst, bis mein Computer überhaupt hochgefahren war. Das ist vor allem schon deshalb schlecht, weil ich eigentlich mein neues Buch abliefern soll, was aber nicht geht, weil ich irgendwie nicht schreiben kann momentan. Oder nur sehr, sehr langsam.
Was mich wie immer unendlich erfreut hat: Meine Hunde sind wirklich phänomenale Gastgeber. Sie lassen ohne Gezeter fremde Hunde hier herein, teilen ihre Spielsachen (also: Jedenfalls nach ein paar Stunden. Anfangs ist es eher: „Nein, tut mir leid, das ist meins. Das da ist auch meins. Und das ist sowieso meins“, – und plötzlich dürfen dann doch alle mit allem spielen) und ihre Betten mit jedem, der bedürftig genug guckt.
Zuerst waren zwei sehr kleine Mischlingsdamen da – ein Lhasa-Apso-Mix aus Spanien, von dem gleichen Verein, von dem Nano stammt, Tierschutz Spanien e.V.. , und ein Yorkshire-Mischlingshündin. Weil ihre Ankunft mit den längst gebuchten Ferienplänen ihrer neuen Familie korrelierte, sagte ich zu, sie eine Woche lang zu beherbergen. Und ihre neue Freundin, den bereits vorhandenen Yorkshire-Mischling Tilly auch, damit die zwei sich gleich auf neutralem Boden kennen- und lieben lernen könnten. Dieser – wie ich fand: großartige – Plan ging nicht so ganz auf, denn beide Mädels verliebten sich in Pixel und buhlten nun um seine Aufmerksamkeit, die er mit der Lässigkeit eines Gigolos verteilte.
Aber Tilly und Elsa Prinzessin Schneeball (das kommt davon, wenn man die vierjährige Tochter den neuen Hundenamen aussuchen läßt J ) waren unglaublich niedlich,
fanden unsere langen, abenteuerlichen Hundespaziergänge toll und sorgten für ein fabelhaftes Natur-Feeling im Flur: Tatsächlich bringen zwei noch so kleine Puschelwuschels dreimal soviel Sand ins Haus wie fünf kurzhaarige Windhunde.
Das muss auch mal gesagt werden.
Dazwischen – oder: gleichzeitig – war eine Freundin mit ihrer Silken Windsprite-Hündin Emmi zu Besuch (wobei die praktisch zur Familie gehört).
Sie besuchte hier in der Nähe von Berlin ein Zirkus-Seminar, auf dem ihr Hund lernen sollte, auf Büchsen zu balancieren und sie selbst, Seidentücher zu jonglieren, was ihr Gleichgewichtsgefühl derart auf die Probe stellte, dass ich mittlerweile nicht mehr sicher bin, ob sie eigentlich schon schulreif ist.
Dazwischen ab es dann noch die üblichen nachmittäglichen Kurzbesuche:
Und dann kam eine weitere Freundin, die Windhund-Trainerin Monika Mosch zu Besuch mit fünf (in Zahlen: 5) Windhund-Rüden: Drei – ziemlich große – Galgos und zwei etwas präpotente Italienische Windspielrüden. Das war auch sehr interessant, weil meine Hunde sich ziemlich zurückzogen und mir die Gastgeberpflichten praktisch vollständig überließen – den Gästen dafür die meisten Kissen und Betten im Wohnzimmer.
Insgesamt waren hier fünf unkastrierte Rüden, vier Kastraten und eine Hündin – und es gab trotzdem keinen Ärger, weder beim Füttern, noch beim Toben, oder überhaupt. Die Gast-Galgos waren begeistert von dem Wild-Angebot hinter unserem Gartenzaun und zeigten völlig neue Seiten ihrer Persönlichkeiten, ließen sich allerdings nur sehr schwer davon abbringen, nicht allesamt auf unserem Sofa Platz zu nehmen.
Bei zehn Hunden im Haus, kann ich nun aus Erfahrung versichern, entsteht auf dem Parkettboden auch ein ganz unverfälschtes Naturgefühl – mein Wischmop und ich wurden praktisch unzertrennlich, es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre abends mit dem Feudel statt Schmusedecke eingeschlafen.
Nano, der freche Sack, entdeckte in der Zwischenzeit seine Leidenschaft für Jagd, seinen großen Spaß an Pöbeleien, und wie man seine Ohren luftdicht verschließt, und braucht Sonderbehandlung. Jeden zweiten Tag gurke ich mit ihm also momentan ins offizielle Auslaufgebiet (das muss man sich mal vorstellen: Dabei habe ich den schönsten Wald der Welt hinter meinem Gartenzaun!), wo ich mit hunderten anderer Hundebesitzer um offiziell freigegebene Wiesen trotte, damit mein ewiger Pubertist so viele Schäferhunde, Akitas, Huskies, riesige schwarze Hunde und andere Objekte seiner Abneigung trifft, dass ihm das Gepöbel zu blöd wird.
Ich bin nämlich der Meinung, man sollte sich immer so edel und gut benehmen, wie man aussieht. Das bedeutet: Nano kann sich praktisch gar nichts erlauben. Und es hat auch geholfen: Kürzlich standen ein Bernhardiner und ein genauso großer, also gewaltiger Schäferhund auf dem Weg – und als ich Nano zuliebe auf den Acker auswich, um ihm zu zeigen, dass es immer die Option gibt, den anderen einfach aus dem Weg zu gehen, marschierte er dennoch direkt auf sie zu, wobei er freundlich und ein wenig schüchtern wedelte.
Dasselbe sollte ich vielleicht mal mit Nano in einem Dammwildgehege probieren… Wir arbeiten daran. Ich gebe zu, es ist ein hoher Anspruch, von einem Windhund, der seit Jahrhunderten für die Jagd selektiert wurde zu verlangen, er solle gefälligst abrufbar bleiben. Aber „Geht nicht“ gibt’s nicht in der Hundeerziehung, finde ich.
Und dann kam noch ein Windhund zu Besuch, eine kleine Galga namens Zita, die gerade erst in Cordoba auf der Straße eingesammelt worden war und absolut nichts kannte – weder an der Leine laufen, noch fremde Leute, Hunderassen, Topfgeklapper, den Unterschied zwischen Teppichen und Rasen, u.ä. und etwas Hilfe beim Training verlangte.
Sie werden verstehen, dass ich zwischendurch einfach mal ein wenig Abstand zu Hundegeschichten brauchte. 🙂
Falls mir jemand eine einsame Insel schenken möchte: Ich verspreche, ich sage nicht nein.