Von Hunden und ihren Menschen

Zeige mir Deinen Hund, und ich sage Dir, wer du bist“ sagt ein altes Sprichwort, und die meisten Leute, die ich kenne, glauben daran. Hunde müssen wirklich Einiges über sich ergehen lassen: Als Familienmitglied betrachtet, zur Arbeit eingesetzt, als Accessoire der menschlichen Selbstinszenierung instrumentalisiert, verhöhnt und verspottet. Gleichzeitig sind sie ein sozialer Katalysator: Zahlreiche Studien belegen, dass Menschen mit Hund öfter gegrüßt bzw. angesprochen werden, als wenn sie ohne Hund spazieren gehen (ich persönlich mache diese Studien täglich sozusagen am eigenen Leib), und wahrscheinlich gelten Hundebesitzer darum auch als kommunikativer. Hunde bieten immer ein Gesprächsthema, und gerade das entspricht dem sozialen Wesen Mensch doch viel mehr, als das Stumme-Aneinander-Vorbeigehen.
Gedanken, Wünsche und Emotionen werden durch den Hund personifiziert. Der Hund wird als eine Art Symbol für den Menschen betrachtet, der am anderen Ende der Leine hängt: Passen Sie also bloß auf, von welchem Hund Sie sich begleiten lassen! Gegen so viel Meinung und Klischee kommt man kaum an. Sie führen einen Yorkshire Terrier mit sich? Dann unterstellt man Ihnen, dass Sie wenig belastbar sind, schnell mal zurück kläffen und viel Zeit beim friseur verbringen. Halter von Labradoren gelten als Feld-, Wald- und Wesenmenschen, loyal und unkompliziert, mit Geländewagen und Gummistiefeln darin. Terrierbesitzer? Haben ihren ganz eigenen Sturschädel, gleichzeitig aber das Zeug zu einem loyalen, familienorientierten Menschen. Stänkern manchmal herum und lassen sich nichts gefallen – wie ihr Hund. Sie haben einen Rottweiler? Dann hält man Sie für einen harten Typ. Loyal. Ein Beschützer, der es nicht leiden kann, wenn man ihn an der Nase herumführt. Chihuahuabesitzer? Trägt gerne aufwändige Handtaschen, meist mit teuren Luxusartikeln darin. Liebt das Gesellschaftsleben mehr als die freie Natur. Trinkt eher Prosecco als Bier. Sie lieben Beagle? Sie werden als familienorientiert und ausgesprochen pragmatisch betrachtet. Hohes Toleranzniveau für tiefes, lautes Gebell. Sie haben einen Golden Retriever? Dann gelten Sie als Familienmensch mit offenem Haus, jemand, zu dem man jederzeit wegen allem kommen kann. Hohe Schmutz- und Lärmtoleranz. Am liebsten praktische Kleidung. Berner Sennenhund? Finanziell abgesichert. Gebildet. Kauft bei Jack Wolfskin und besitzt hochwertige Elektrogeräte. Malteser? Sie hätten gerne Kinder oder Enkel. Sie umsorgen alle, die Sie lieben, mit großer Leidenschaft. Faible für Haarpflege und -Produkte. Windhunde? Elegant, gute Manieren, neurotische Tendenzen. Sanft. Manchmal ein bisschen überheblich. Trinkt Wasser nur aus Flaschen. Gut gekleidet; gibt viel Geld aus für den Hund. Zwergschnauzer: Familienorientiert, meist fortgeschritteneren Alters. Liebt alte Werte. Fährt ein praktisches Auto. Sie haben einen Pudel? Dann hält man Sie für eine goldige, weißhaarige, ein bisschen altmodische Person. Vielleicht ein bißchen tütelig. Ihnen kommt nur ein Mischling ins Haus? Dann gelten Sie als bodenständig und vorurteilslos, als engagierter Feld- Wald- und Wiesenmensch und allgemein jemand, den man gerne um sich hat. Lieber Bier als Wein. Kaufen teures Hundespielzeug und praktische Fleece-Pullover für lange Hundespaziergänge.
Ich persönlich hatte schon Mischlinge Weimaraner, Labradore, Australian Shepherds, Mischlinge, Lhasa-Apsos, Mischlinge, Pudel, Mischlinge und jetzt gerade Windhunde (aber auch wieder verschiedene Arten).
Ob das bedeutet, dass ich eine Persönlichkeitsstörung habe?

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bildvom 13. Juni 2011

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