Judge me by my size, do you?

Sie mag klein sein, ist aber ganz schön oho: Yoda macht sich hier ganz beiläufig ziemlich breit

Mittlerweile ist Yoda seit vier Wochen bei uns, und ganz ehrlich: Sie hat sich hier so elegant eingefügt, als wäre sie schon immer da gewesen. Ihr Fell wächst unglaublich – mittlerweile sieht sie nicht mehr aus wie Rod Stewart, sondern wie Jane Fonda mit Haarteilen. Das noch kurze Fell am Rücken wächst in einem interessanten Rotton nach, während sie am Kopf eine blonde Mähne trägt. Die Haare an den Hinterläufen kommen in fast platinblond nach – der gleiche Ton, den eine einzelne Strähne am Übergang zwischen rotblond und beige-blond (wie die Farbe auf den L’Oréal-Packungen genannt wird) in der Mitte ihres Rückens hat. Sie sieht aus wie eine wandelnde Farbkarte beim Friseur.

Werbeanzeige

Auch sonst hat sie sich gemacht: Yoda hat beschlossen, mein Hund zu sein. Sie will mit. Immer. Überall. Sie begleitet mich zu den Ziegen und den Schafen – morgens nicht so gerne, weil sie eigentlich gerne ein wenig länger schläft und sie das Gras mit Morgentau zu nass findet -, wobei sie dort durch die Hühnerklappe im Hühnerhaus verschwindet und das warme Rührei mit Oregano und Leinsamen verspeist, dass ich nachmittags für meine Orpington-Hennen mache. Ihr Taillenumfang ist ihr ganz egal, was völlig gegen die hiesigen Prinzipien geht, aber das kommt schon noch.

Unsere Spaziergänge macht sie tapfer und ohne zu klagen mit, obwohl wir immer noch ihr zuliebe viel mehr Pausen machen als sonst. Sie marschiert mit uns über Stock und Stein, klettert durch Steinbrüche und hangelt sich am Ufer verwunschener Fischweiher entlang, wälzt sich neuerdings in fiesen Dingen und bellt Fremde an, die versuchen, über den Zaun Kontakt mit unseren Ziegen aufzunehmen. Wenn die Hanni und Ursel, die beiden Schafe, ihr auf Schritt und Tritt hinterher laufen, weil sie nicht fassen können, dass es so kleine Hunde gibt, schnappt sie nachdrücklich, aber mit gewissem Respekt in die Luft, so dass die Schafe einen Schritt zurück machen.

Sie lässt sich nicht vereinnahmen, wanzt sich nicht an Besucher an, knurrt leise, wenn Arthur oder Rapunzel ihre Individualdistanz überschreiten – worauf beide sofort höflich reagieren – und bleibt in ihrem grünen Samtsack sitzen, wenn die anderen Hunde aufgeregt herumhopsen.

Sie versucht sehr vorsichtig, Barthl für sich zu gewinnen, was allerdings nicht so einfach ist: Barthl findet sie prinzipiell doof. Also ganz grundsätzlich überflüssig und kein einziges bisschen interessant. Zero. Yoda nähert sich ihm beinahe „aus Versehen“, legt sich zu ihm auf das Lieblings-Gartenkissen – Barthl vergrößert sofort den Abstand, bleibt aber immerhin auf dem Kissen liegen -, teilt sich mit ihm die Bauaufsicht, wenn Hühnerhäuser um- oder Zäune aufgebaut werden müssen, und schlendert nonchalant hinter ihm her, wenn es darum geht, am Wegrand Neuigkeiten zu entdecken. Ich bin nicht sicher, was ihr Plan ist, ich glaube es geht um so etwas wie „Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nix passiert“: Sie bleibt einfach immer in seiner Nähe, bis er sie eines Tages vermisst, wenn sie nicht da ist.

Sie ist ein sehr angenehmer Hund – das Gute an achtjährigen Hunden ist ja, dass sie nicht mehr wie Junge Wilde durchs Haus oder ins nächste Maisfeld rasen, dass sie gerne und viel schlafen und nicht mehr dauernd herum diskutieren – wie beispielsweise mein Jungspund Arthur, der mit seinen 13 Monaten in der Phase angekommen ist, in der er alles besser weiß, die Füße nicht still halten kann und überhaupt keine Grenzen akzeptieren möchte. Mein dreijähriger Neffe ist momentan ganz genau so: Die einzige Gangart, die er kennt, ist Galopp. Was ungünstig ist für das liebevoll zusammen gestellte Mobiliar meines Bruders. Arthur ist ihm da sehr ähnlich – mit dem Unterschied, dass ich weiß, dass das Ganze in ein paar Monaten überstanden sein wird. Bei meinem (hinreißenden – aber das sagt sich so leicht, wenn man das Kind zurückgeben kann, wenn es anfängt zu nerven) Neffen bin ich mir da nicht so sicher.

Größe ist nicht alles. Die kleinere Truppe wir sind, dafür größer im Geist.
– Yoda, Jedi-Meister

Sie hat etwas Beruhigendes, ähnlich wie meine Schafe oder die Hühner. Sie ist nicht gierig, nicht anspruchsvoll – bis auf ihr ausgeprägtes Hobby, sich überall die allerweichsten, gemütlichsten Schlafplätze zu sichern –

Prinzessin ohne Erbse

aber das ist ein Interesse, dass sie hier mit jedem „Dazukömmling“ teilt – je fieser die ursprünglichen Umstände, desto begeisterter die Freude über Samt, Felle und weiche Kissen.

Und nein, die ehemaligen Besitzer haben sich bs heute nicht erkundigt, wie es ihr geht.

Teilen Sie diesen Beitrag!

4 Kommentare

  1. Marion Pohl

    Ganz unglaublich amüsant geschrieben, macht wahnsinnigen Spaß zu lesen.
    Toll, wie selbstbewusst die kleine Maus geworden ist.

  2. Es tut so gut, Ihre Berichte über Yoda zu lesen, liebe Frau von der Leyen.
    Und es freut mich als „Tierschutztante“ riesig, dass sich die Kleine so völlig selbstverständlich an Sie und Ihr Rudel angeschlossen hat.
    Nachdem sie ja ein Terrier-Mix sein soll ist mir vollkommen klar, dass sie sich ihrer Größe nicht wirklich bewusst ist und die Situationen einigermaßen aus ihrer Sicht seriös meistert.
    Alleine schon durch Ihre Schilderungen erscheint sie wirklich bezaubernd und unwiderstehlich.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch Barthl ihrem Charme früher oder später erliegen wird und bin sehr gespannt auf Ihren nächsten Bericht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert