Als Hundebesitzer könnte man meinen, die Welt um einen herum sei von Hundekot besessen. Für Nichthundehalter ist die „Kreatur Hund“ offenbar untrennbar mit seinen Exkrementen verbunden. Längst werden diese nicht mehr als verdauliche Ausscheidung betrachtet, sondern als rein emotionales Ärgernis. Von den Nachbarn wird man als Hundehalter selbstverständlich sowieso für jeden Haufen im Umkreis von 15 Kilometern verantwortlich gemacht. Wer bei einer Abendesseneinladung erwähnt, dass er einen Hund hält, muss damit rechnen, dass bis zum Dessert ausführlich über die Unhygiene von Hundehaufen gesprochen wird. Es ist praktisch unmöglich, über Hunde zu sprechen, ohne gleichzeitig über ihre Hinterlassenschaften zu reden. Sogar in jeder Talkshow, in die ich je eingeladen wurde, um über meine Bücher zu sprechen, musste ich mich früher oder später der Frage stellen, was ich eigentlich zum Thema Hundehaufen zu sagen hätte. Um es einmal deutlich auszusprechen: Ich kann nichts dafür, dass manche Leute ihre Hundehaufen nicht wegräumen, genauso wenig, wie ich etwas dafür kann, dass manche ihre Tempotaschentücher auf die Straße schmeißen (obwohl ich diese manchmal auch benutze), oder Plastikmüllsäcke mit Rasenschnitt im Wald abladen (obwohl ich auch einen Garten habe). Und für mich persönlich haben Hunde mehr zu bieten als ihre Exkremente.
Es sind immer dieselben, die ihre Haufen nicht wegräumen – die, die sowieso auf den Staat sch….n, oder ältere Herrschaften, die immer noch glauben, die Hundesteuer sei eine Kack-, keine Luxussteuer (als habe man aufgrund der Kfz-Steuer auch Anspruch auf einen Parkplatz). Dafür pauschal in Sippenhaft genommen zu werden, ist anstrengend. Ich finde, dass die meisten Hundehalter recht gewissenhaft hinter ihren Hunden aufräumen: Achten Sie doch mal auf den Straßenrand, was da alles so `rumliegt: Hundehaufen sind da noch das kleinste Übel. Aber der anständige Bürger glaubt, das Recht zu haben, jeden Hundehalter zu maßregeln. Wenn der Hund sich hinhockt, um sein Geschäft“ zu erledigen, bleiben Leute demonstrativ stehen, um aufzupassen, ob man auch alles wegräumt oder fragen in militärischem Ton: Brauchen Sie eine Tüte?“ – Die brauche ich selbstverständlich nicht; ich habe immer und überall welche dabei, sogar in meinen Abendtaschen und denen meines Schlafanzuges. Einmal wurde ich, während ich die Hinterlassenschaften meiner eigenen Hunde entfernte, markig aufgefordert, die fremden Haufen daneben doch auch gleich wegzumachen. Oder stand friedlich im Park und unterhielt mich, während meine Hunde brav zu meinen Füßen lagen, als eine fremde Frau auf einem Fahrrad an mir vorbeifuhr und schnauzte: Hoffentlich räumen Sie auch die Kacke weg!“
Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn man einmal nicht genügend Tüten dabei hat. Was dann? Würde man öffentlich zur Schau gestellt? Die Hände abgehackt? An den Haaren vors Ordnungsamt gezerrt? Bei dem Gedanken allein bricht mir der kalte Schweiß aus.
Andererseits wird es dem manierlichen Hundehalter nicht leicht gemacht, die Hinterlassenschaften seines Hundes zu entsorgen. Mülleimer sind in vielen Gegenden dünn gesät. Neulich warf eine Hundebesitzerin aus Halle bei ihrem Spaziergang durch eine Wohngegend den ordentlich zugeknoteten Gassibeutel ihres Hundes in eine zum Leeren auf die Straße gestellte private Mülltonne. Die Besitzerin der Tonne schoß zeternd aus dem Haus und war so empört über diesen Übergriff“, dass sie schließlich drohte, der Hundehalterin den Beutel hinterher zu werfen.
Hundekot nervt. Klugscheißer auch. Sind wir jetzt quitt?
Auf das die Welt ein besserer Ort werde.
Auf die Kacke gehauen
Foto: Debra Bardowicks