vom 6.9.2009
Vor kurzem habe ich mit Krafttraining angefangen. Nicht, weil wir demnächst mal neue Fotos für diese Kolumne machen müssen und ich aussehe möchte wie ein Unterwäsche-Model. Sondern weil ich im Internet gelesen habe, dass in meinem Alter (ziemlich alt) die Knochendichte und Muskelmasse abnimmt. Das hat mich ziemlich alarmiert, weil ich eigentlich sowieso nie nennenswerte Muskelmasse besaß. Irgendwie war das immer egal: Als ich ungefähr zwölf Jahre alt war, hat mir meine Großmutter sehr nachdrücklich erklärt, dass Äußerlichkeiten nicht so wichtig seien, dass die Qualitäten, auf die es wirklich ankäme, Intelligenz und ein guter Sinn für Humor wären. Diese kleine Unterhaltung ist lange her, aber sie hat mich eine wichtige Lektion für mein ganzes Leben gelehrt: dass Großmütter auch mal lügen, wenn’s sein muss.
Im Laufe meines Lebens habe ich gelernt, dass Männer eindeutig mehr an Äußerlichkeiten interessiert sind, als an einem guten Sinn für Humor. Ich habe noch nie einen Mann gehört, der sagte: Ich wünschte, Angelina Jolie würde ihr T-Shirt wieder anziehen und ein paar Witze erzählen!“
Das ist aber wirklich NICHT der Grund, warum ich mit Krafttraining angefangen habe. Ich mache das wegen der Muskelmasse und der Knochendichte, wie gesagt. Es funktioniert auch. Nach vier Wochen Krafttraining tun mir meine Muskeln so weh, dass ich meine Arme nicht mehr heben kann. Meine Zähne kann ich nur noch mit einer elektrischen Zahnbürste putzen. Diese Kolumne diktiere ich in Wirklichkeit meinem Windspiel Harry.
Aber Krafttraining ist besser für meine Hunde als z.B. Joggen.
Ich habe mein ganzes behundetes Leben damit verbracht, meinen Hunden beizubringen, eben nicht hinter den schnaufenden, schweißtropfenden, rotgesichtigen Dampfmaschinen herzurennen, die in regelmäßigen Abständen in Parks und Wäldern an uns vorbei sausen – würde ich sie jetzt auffordern, mir im gleichen Zustand hinterher zu rennen, würde sie das nur verwirren. Besonders gesund ist diese gleichmäßige Belastung übrigens auch nicht – weder für menschliche Gelenke, als für Hunde. Auch wenn man immerzu in Parks Menschen sieht, die gerade mit ganz jungen Hunden im Schweinsgalopp ihre Runden drehen, um sie möglichst zu ermüden. Genau wie kleine Kinder sollen junge Hunde nicht zu früh mit intensiver sportlicher Betätigung anfangen, weil sie noch im Wachsen sind und bleibende Bindegewebsschäden davontragen können (falls Sie jetzt nachdenklich Ihre Cellulitis betrachten: Das kommt nicht vom Schulsport). Ein paar Kilometer auf hartem Weg oder Asphalt zu joggen, wirkt auf den ersten Blick wie ein tolles Welpenspiel, aber das durch den Aufprall verursachte ständige Schlagen auf noch nicht ausgewachsene Gelenke ist überhaupt nicht gut. Das Laufpensum auf harten Oberflächen soll vorsichtig bemessen werden, bis die Wachstumsfugen geschlossen sind – und das ist, je nach Rasse, mit ca. acht bis zehn Monaten der Fall. Bedenken Sie, dass jede Rasse für andere Krankheiten anfällig ist: Labradore oder Golden Retriever z.B. tendieren zu Hüftgelenksdysplasien, deshalb sollten Sie sein orthopädisches Schicksal nicht allzu sehr herausfordern.
Wenn Sie unbedingt mit einem jungen Hund joggen wollen, fangen Sie mit einem Hund über vier Monaten mit leichten Trainingsintervallen (ca. zehn, fünfzehn Minuten) auf weichem, grasigen Untergrund an, und achtenSie auf ausgedehnte Pausen. Je nach Größe Ihres Hundes verändern Sie allmählich Entfernung, Geschwindigkeit und Untergrundbedingungen (je größer Ihr Hund, desto langsamer der Trainingsaufbau). Ein sechs Monate alter Hund entspricht etwa einem drei- bis fünfjährigen Kind. Würden Sie Ihr Kindergartenkind kilometerweit rennen lassen?
Wenn Sie im Zweifel sind: Machen Sie lieber Krafttraining. Wenn ich meine Arme wieder heben kann, sage ich Ihnen, wie.