Mich beeindruckt immer wieder, was Hunde so alles fressen. Ich meine: Versuchen Sie mal, einer Katze Tabletten zu geben. Erst einmal müssen Sie die Katze fangen (die mithilfe ihres siebten Sinnes genau weiß, was Sie vorhaben), dann in ein Handtuch wickeln, ihre Kiefer auseinander bringen, die Tablette weit nach hinten in die Speiseröhre schieben, das Maul zuhalten und warten, bis sie voller Wut das Ding geschluckt hat. Zum Dank schmiert sie Ihnen noch eine. Wenn ich versuche, meinen Hunden eine Tablette zu geben, muss ich sie nur in die Nähe von Essbarem legen: Schon ist sie weg. Fressen ist das, was meine Hunde am besten können. Mein Windsprite Pixel fraß an Weihnachten sämtliche handgeschnitzten Vögel vom Weihnachtsbaum: Tagelang waren seine kleinen Haufen mit bunten Federn geschmückt. Anschließend verspeiste er die 600-Euro-Zahnschiene meines Onkels, die dieser braucht, um nicht zu schnarchen (was für schlechte Laune bei meiner Tante sorgt), und nicht mit den Zähnen zu knirschen (was bei ihm selbst für schlechte Laune sorgt). Auch ich hatte schlechte Laune, weil die Versicherung der Meinung war, ich sei meiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen. Die Stimmung war also insgesamt nicht gerade top, bis die Zahnschiene nach einigen Tagen in praktisch unversehrtem Zustand wieder erschien. Ich fühlte mich viel, viel besser, als ich erwog, sie meinem Onkel wieder anzubieten. Ich hatte eine Pudelhündin namens Ida, die als Welpe ziemlich viele Schuhe und Unterwäsche fraß – letztere allerdings nur neu und originalverpackt, und nur solche aus Seide mit handgeklöppelter Spitze. Baumwolle verschmähte sie, Turnschuhe auch. Eigentlich fraß sie nie etwas, was weniger als dreihundert Euro kostete.
Meine Hunde, wie gesagt, lieben Fressen. Ich persönlich nehme ihre Versorgung sehr ernst, weshalb sie nie Bauchweh und nie
Darmgeräusche haben, solange sie unter meiner Aufsicht ernährt werden. Ich denke eigentlich nur dann über ihre Diät nach oder darüber, was sie jetzt schon wieder gegessen haben könnten, wenn sie Blähungen haben oder Gras fressen, was sie immer dann tun, wenn ihnen schlecht ist. Einmal fraß Ida einen Spüllappen und versuchte drei Tage lang erfolglos, ihn zu erbrechen. Bis sie es geschafft hatte, ihn zu verdauen, hatte sie praktisch unseren Rasen gemäht.
Wenn es um ihre tägliche Vollnahrung geht, sind manche meiner Hunde dann doch erstaunlich wählerisch. Mein Junghund Pixel frisst kein Dosenfutter, nicht einmal blattvergoldetes Gourmet- Dosenfutter für sechs Euro pro 400 Gramm. Er schürzt angewidert die Lippen, sortiert rund um seinen Futternapf die Zutaten aus und verlangt, für jede Karotte einzeln die Bio-Zertifizierung zu sehen. Windspiel Fritz lehnt grundsätzlich jegliches Trockenfutter ab (Hundekekse dagegen frisst er).
Aber die unglaubliche Mühe, die ich mir mache, indem ich Bio- Frischfleisch mit püriertem Obst, Hüttenkäse und Gemüse vermenge, dazu noch soundsoviel Gramm Eierschalenpulver, Seealgenmehl und Lachsöl von wild lebenden, richtigherum schwimmenden Lachsen, die mit knapper Not Grizzlybären entkommen konnten, wird von meinen Hunden nicht im Geringsten anerkannt. Sie würden genauso gerne Wiener Würstchen fressen (die Würstchen wahrscheinlich noch lieber). Vor allem mein Windspiel Harry braucht für das Verspeisen seiner mühevoll zubereiteten Mahlzeit genau so viel Zeit, wie für das Verspeisen eines Würstchen oder eines Filet Mignons: genau eineinhalb Sekunden. Es gibt nur eine Kategorie von Essbaren, die für meine Hunde noch über Würstchen oder Filet Mignon steht. Die Kategorie der toten, stinkigen Dinge, je toter und stinkiger, desto besser. Wer meine Hunde auf dem Morgenspaziergang beobachtet, fühlt sich an das Eßverhalten auf einer Lebensmittelmesse erinnert: Hier ein Häppchen, dort ein Gäbelchen und noch ein Löffelchen hinterher.
So, wie meine Hunde mit Schafskötteln umgehen, esse ich im Kino M&Ms. Pferdeäpfel (die mein Großvater aufgrund des vielen unverdauten Grünzeugs immer als gesundesten aller Hunde-Zwischenmahlzeiten deklarierte) essen sie mit dem gleichen Gesichtsausdruck, mit dem ich mich Nutella-Crèpes widme. Wenn ich meine Hunde daran hindere, sich in toten Feldmäusen
zu wälzen, fressen sie sie zur Strafe auf, gar nicht zu reden von den Wenn ich meine Hunde daran hindere, sich in toten Feldmäusen zu wälzen, fressen sie sie zur Strafe auf, gar nicht zu reden von den unterschiedlichen Wildtier-Fäkalien. Ich könnte jederzeit bei „Wetten, dass…?“ auftreten, um mit verbundenen Augen Fuchs-, Reh-, Marder- und Wildschweinkot auseinanderzuhalten (falls Sie sich die Frage gestellt haben: Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich von ihren Hunden das Gesicht ablecken lassen).
Hunde zeigen einem eben immer wieder eine ganz eigene, unschuldige Welt.
Was bin ich doch froh das mein Hund all so was nicht frißt, sich nicht mal für interessiert. Da lebts sich gleich viel entspannter mit dem Hund.