1963 prägte der Verhaltensbiologe Konrad Lorenz den Begriff des „Mobbings“ , als er damit Gruppenangriffe von Tieren auf einen „Fressfeind“bezeichnete – damals von Gänsen auf einen Fuchs. In den 70er Jahren übertrug der schwedische Arzt und Psychologe Heinz Leymann diesen Begriff aufs Arbeitsleben. Umgangssprachlich bedeutet „Mobbing“, dass jemand fortgesetzt und/oder regelmäßig schikaniert oder tyrannisiert und in seiner Würde verletzt wird.
Mobbing entsteht dann, wenn keine Führungsperson eine Gruppe „in Schach“ hält. Die ausführenden „Mobber“ suchen sich gezielt ein Opfer, um ihr eigenes Stress-Niveau abzuarbeiten. Während beim Menschen Mobbing hauptsächlich auf psychischer Ebene stattfindet, nutzen Hunde gewöhnlich körperliche Gewalt, um einen anderen Hund in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken, einzuschüchtern und „klein“ zu machen.
Mobbing-Verhalten kann erlernt werden
In schlecht geführten Welpengruppen sieht man Mobbing relativ häufig, wenn der Mensch bei ausuferndem Sozialspiel nicht regulierend eingreift: Plötzlich wird aus wildem Spiel eine Attacke zweier oder mehr Welpen (Gruppendynamik!) auf einen schwächeren, der verzweifelt versucht, die anderen abzuwehren. Die Menschen sehen ungerührt zu und murmeln sogar etwas von „Da muss er durch!“ oder „Das machen die schon unter sich aus.“ Starke Welpen lernen auf diese Weise, dass Aufputschen mit Adrenalin wahnsinnig lustig ist und dazu, sich ohne Grenzen und Rücksicht auf Verluste durchzusetzen. Sie verlernen dabei, in Ruhe und geordnet mit einem möglicherweise Schwächeren oder Kleineren zu spielen.
Das Opfer wiederum lernt dabei, dass Spiel mit anderen Hunden Schmerz und Konflikt bedeutet, aus dem man nicht entkommen kann. Auf Dauer lernt er so die Strategie des „Angriff ist die beste Verteidigung“ und wird auch bei harmlosen Begegnungen mit anderen Hunden übermäßiges Abwehrverhalten zu zeigen.
Beide Hundekinder – der Starke wie auch der Schwache – lernen auf diese Weise „asoziales“ Verhalten, dass es ihnen unmöglich macht, normal mit anderen Hunden zu spielen und zu kommunizieren. Beide haben nicht gelernt, einen freundlichen und rücksichtsvollen Umgang mit anderen Hunden zu pflegen.
Bei Jagd- und Windhunden entsteht Mobbing häufig aus einem Rennspiel heraus – vor allem ´, wenn zu dritt oder mehr Hunden gespielt wird. Der Adrenalinspiegel steigt, die Hunde verfallen aus spielerischem Hetzspiel in jagdliches Verhalten, rammen den unterlegeneren Hund, packen ihn im Nacken oder bedrängen ihn, knuffen ihn die ganze Zeit, während das Opfer versucht, sich zu wehren: Es ist das Gegenteil von gutem Sozialverhalten, und der Mensch sollte derlei nicht zulassen. Wollen Sie einen Hund, der mit Karacho durch die Gegend fetzt, ohne nach Sonneschein zu fragen, oder wünschen Sie sich einen gelassenen, ausgeglichenen Hund, der gelassen mit seinen Artgenossen umgeht?
Schützen Sie Ihren Hund vor Mobbing
Auch wenn Sie einen Hund mit gutem Sozialverhalten haben, kann es sein, dass er mitten in einem Spiel plötzlich immer überreizter und aufgedrehter wird. Holen Sie ihn sofort aus dem Spiel heraus und gehen Sie in aller Ruhe eine Runde mit ihm – genauso, wenn Ihr Hund ein Mobbing-Opfer ist (und kümmern Sie sich nicht um die Ratschläge von anderen: „Das regeln die schon von alleine!“ – Ihr Hund regelt auch sonst nichts alleine: Sie regeln alles für ihn. Wenn Sie ihn in einem solchen Fall allein lassen und ihn nicht beschützen, versagen Sie in Ihrer Rolle als Anführer und Beschützer. )
Wenn Ihr Hund aufgrund schlechter Kinderstube gar nicht „normal“ spielen kann (wie viele Hunde aus dem Tierschutz, solche, die isoliert aufgewachsen oder Galgos, die in Zuchtanlagen aufgewachsen sind, wo das Gesetz des Stärkeren galt), meiden Sie Hundeansammlungen wie Hundewiesen oder Windhundausläufe, wo die Hunde einander bereits in hoch erregtem Zustand begegnen, sondern machen Sie ruhige, entspannte Spaziergänge alleine oder mit höchstens einem anderen Hund.
Ein aufgedrehter Hund muss erst wieder „heruntergeholt“ werden, bevor er mit anderen spielen darf. Auch während der Pubertät, wenn Hunde von einem Hormonschub nach dem anderen gebeutelt werden, können sich innere Unruhe und das Austesten von Grenzen in mobbing-ähnlichen Attacken zeigen: Es ist wichtig, solches Verhalten zu reglementieren, so dass aus einer übertriebenen Hormon-Attacke kein Mobbingverhalten erlernt wird. Bei einer erfolgreichen Attacke werden Glückshormone ausgeschüttet: So wird Mobben schnell als selbstbelohnendes Verhalten ins normale Handlungs-Repertoire übernommen.
Wenn Sie einen Mobber haben, gestehen Sie es sich ein, anstatt sein Verhalten als „Naja, der spiel eben ein bisschen will“ abzutun. Bauen Sie ein „Stop!“-Signal auf: Stellen Sie sich ihm direkt in den Weg, machen Sie sich groß, breiten Sie die Arme wie eine Schranke aus und sagen Sie energisch „Stop!“ Sobald er von dem anderen Hund ablässt, entspannen Sie Ihre Körperhaltung und signalisieren so, dass Sie mit ihm zufrieden sind. Mit der Zeit erkennen Sie die Signale ganz schnell, wann das Spielverhalten Ihres Hundes zu kippen droht, und können rechtzeitig einschreiten, indem Sie das Spiel beenden.
Wie immer und bei allem: Sobald Ihr Hunde etwas macht, was er nicht tun soll, holen Sie ihn aus der Situation heraus und beenden Sie seine Aktionen.
Man könnte sich das auch zuhause im Flur an die Wand schreiben.
Es wird leider immer schwieriger, hier in der Großstadt dem zu entgehen da es immer mehr Hundehalter gibt die dieses Verhalten nicht bemerken und so statt zu stoppen es auch noch fördern. Nicht nur Mobbing, auch asoziales oder pöbelhaftes Verhalten .