Nano musste viel mitmachen in dieser Woche: Wir haben den Rückruf geübt, bis uns beiden beinahe schlecht wurde (ihm von den Würstchen, mir vom Geruch derselben) – aber immerhin hat der den Rückruf jetzt so gut „drin“, dass ich ihn heute früh von einem Eichhörnchen abrufen konnte, das vor unser aller Nasen mit einer Lässigkeit einen Baum hinauf hüpfte, als wären meine Hunde tiefenentspannte tibetische Tempelhunde und keine Windhunde, die blitzartig dem Ruf der Wildnis folgen. Auch sein „Sitz“ ist ziemlich 1A – vorgestern habe ich ihn in einer Hundeschar von acht fremden Hunden plus meinen, die alle am Seeufer herumturnten gebeten, sich zu setzen, und siehe da: Es klappte. Das liegt natürlich am Klicker und an den unwiderstehlichen Keksen, die ich verteile (getrocknetes Rinderherz,getrocknete Leber, gedörrtes Bio-Huhn mit Aprikosen, außerdem die Kekse von www.panys.de, die genau die richtige Größe zum Einwerfen haben) – nichts ist einfacher, als einen verfressenen (in der Trainer-Fachsprache nennt man das „futtermotiviert“) Hund zu erziehen.
Selbst Harry hat inzwischen beschlossen, dass er Nano ziemlich gut findet: Er hat ihn einmal etwas hysterisch angeschrien, als Nano etwas grobmotorisch Harry beinahe platt trampelte,
und seitdem gibt Nano sich größte Mühe, sehr, sehr vorsichtig im Umgang mit Harry zu sein. Heute früh legte Harry sich zu Nano ins Hundebett und machte ihm sehr liebevoll die Ohren sauber, bevor beide dann nochmal eine Runde weiterschliefen. Wenn wir draußen sind und Nano wie eine Mischung aus Gepard und Bulldozer angeschossen kommt, gehen alle Hunde mittlerweile ganz selbstverständlich aus dem Weg – immerhin ist er so höflich, im Zweifelsfall einen gewaltigen Satz über sie hinweg zu machen, wenn er sich mit dem Abstand verschätzt hat (irgendwie muss ich mal seine Bremsbeläge überprüfen lassen, scheint mir: Wie „Anhalten“ geht, ist ihm noch nicht so ganz klar).
Gestern habe ich den ersten Stadt-Ausflug mit Nano gemacht – ich fuhr mit allen Hunden nach Kreuzberg zu Cloud7, wo meine Hunde ein paar Hundebetten-Prototypen testen sollten. Nano möchte nicht alleine hinten auf der Ladefläche liegen, also legte sich sein Kumpel Pixel dazu. Aber in der Stadt war das alles kein Problem: Er orientiert sich sehr stark an mir und vertraut mir sehr, er scheint also der Meinung zu sein, das würde schon alles seine Richtigkeit haben, wenn ich das von ihm verlange. Das Büro von Cloud7 ist in einem wundervollen alten Klinker-Industriegebäude, wie es sie eben nur in Berlin gibt, allerdings waren ihm die Treppenstufen nicht geheuer. An der Leine – meinem verlängerten Arm – war es ihm dann gleich viel leichter.
Fremde Leute, komische Geräusche, neue Umgebungen – er nimmt alles mit stoischer Ruhe hin, solange er seine Sicherheits-Truppe dabei hat. Bettentesten ist sowieso seine leichteste Übung 🙂 (ich traue mich ja kaum, es zu sagen, aber: Inzwischen hat der Hund – der den ersten Teil seines Lebens auf dem nackten Betonboden verbracht hat, wie die vielen Liegeschwielen an seinen Gelenken verraten – beschlossen, der angemessenste Platz für ihn seien nicht etwa die vielen weichen, luxuriösen Hundebetten in unserer Wohnung, sondern unser orthopädisch wertvolles Bett. Und zwar auf meinem Kopfkissen. Von wegen.).
Die Betten wurden also getestet und für gut befunden, wie man sieht:
Anschließend waren wir in Schöneberg in einem winzigen Park, der aufgrund des wunderbaren Wetters vollgestopft war mit Menschen: Tischtennisspieler, kreischende Kinder, Nordic-Walker, grillende Familien, Menschen im Rollstuhl, Ausdruckstänzer, die von erstaunlichem Gitarrenspiel begleitet wurden, Fußballspieler, Leute auf Skateboards: Das einzige, was meine Hunde wirklich nervös machte, war eine ausgekippte Tüte Erdnußflips, zu der ich sie ums Verrecken nicht hinlassen wollte. Alles andere nahmen sie mit einem müden Lächeln hin.
Gut, was?
Ich allerdings muss ausgesehen haben wie ein Cruella de Ville mit fünf Windhunden an der Leine, relativ hohen Schuhen und Stechschritt, weil ich nicht angesprochen werden wollte: Ich schwöre, die Leute hätten mir nicht fassungsloser hinterher sehen können, wenn ich mit acht Hausschweinen spazieren gegangen wäre.