Es hat sich viel getan, was den Tierschutz und Tierrechte angeht – zumindest im Ausland. In diesem Jahr haben Kanada und Neuseeland anerkannt, dass alle Tiere „fühlende Lebewesen“ sind. Und jetzt auch der amerikanische FBI. Das bedeutet, dass auch vor dem Gesetz in Australien und den USA anerkannt wird, dass jedem Tier, ob mit Haaren, Federn oder Schuppen, von Nutztieren bis hin zu Haustieren zugestanden wird, Gefühle und ein Gefühlsleben zu haben und Angst wie Schmerzen empfinden können, Trauer, Zuneigung und alles, was damit zusammen hängt.
Na und, fragen Sie sich? Weiß doch jeder, glauben Sie?
Wüßte es jeder, gäbe es nicht die grauenhaften Zustände in der Massentierhaltung (siehe z.B. hier: http://reportagen.sueddeutsche.de/zurueck-zur-natur ), würden keine Hunde in Welpenfabriken gezüchtet und 140 000 Galgos jährlich in Spanien entsorgt werden – und die Liste liesse sich endlos weiter führen. In Kanada und Neuseeland sind Kosmetika-Versuche an Tieren von nun an verboten.
Und nun hat sich sogar der FBI der Tierquälerei engenommen und sie als „Verbrechen gegen die Gesellschaft“ klassifiziert. Ab 2016 gilt Tierquälerei in USA als Kapitalverbrechen.
Nicht schlecht, was? Dass der FBI sich Tierleid überhaupt annimmt, ist eine große Sache (hierzulande hat die Bundespolizei für Tierquälerei nicht mal ein Schulterzucken übrig) . Vor allem bringt es noch einmal ins Bewusstsein, dass Tiere fühlende Mitgeschöpfe sind (was sie ja auch laut unserer Verfassung sind) – und dass das Leid, was man einem Tier zufügt, nicht nur dem Tier schadet, sondern uns allen.
Bisher wurden Verbrechen gegen Tiere einfach im „National Incident Based Reporting System“ behandelt, zusammen mit jedem anderen Vergehen im Land. Von jetzt an kann der FBI aber verfolgen, wie häufig solche Vergehen geschehen, ob bestimmte Häufungen vorkommen und in welchen Teilen des Landes. Außerdem wird sich zeigen, ob Vergehen gegen Tiere möglicherweise zunehmen.
Es ist durchaus möglich, dass die Zunehmende Aufmerksamkeit, die Tierleid und Tierquälerei in den sozialen Medien erfährt, diese erstaunliche Entscheidung begünstigt hat – aber wieso auch nicht? In den „sozialen Medien“ spiegelt sich „Volkes Stimme“ wieder (ob es einem gefällt oder nicht), und selbst die Politik hat mittlerweile verstanden, dass man diese Stimmen anhören sollte. In jedem Fall wird es in den betreffenden Ländern von nun an schwieriger, Tiere zu quälen.
In der Datenbank, die der FBI erstellen wird, soll Tierleid in vier verschiedene Kategorien eingeteilt werden: Vernachlässigung, absichtliche Mißhandlung und Quälerei, organisierte Mißhandlung (z.B. Hundekämpfe) und sexueller Mißbrauch von Tieren. Diese Datenbank soll auch dazu beitragen, Zusammenhänge zwischen Tierquälerei und anderen Gewaltverbrechen festzustellen und aufzuklären.
“Wer ein Tier quält, übt absolute Kontrolle über das betreffende Tier aus. Wer willens ist, diese auf grausame, gemeine und brutale Art und Weise auszuüben, ist auch geneigt, sich schwächeren Menschen gegenüber genauso zu verhalten, wie Kindern oder wehrlosen Erwachsenen. Die Wurzel ist die gleiche: mangelnde Empathiefähigkeit.“
(Adam Lippe, Staatsanwalt in Baltimore County)
Die meisten Serienmörder haben als Kinder oder Jugendliche Tiere gequält (wenn man auch nicht automatisch daraus schließen kann, dass jemand, der Tiere quält, zum Serienmörder wird; haben umgekehrt fast alle Serienmörder ihre verbrecherische Karriere mit dem Quälen von Tieren begonnen), was einen großen Einfluss auf die Entscheidung des FBI hatte, Tierquälerei als Schwerverbrechen einzustufen. Der Prozess dorthin dauerte lange: Der FBI brauchte ein ganzes Jahr, um seine Datenbanken umzustellen. Es wird mindestens ein weiteres Jahr dauern, bevor der FBI genug verwertbare Daten gesammelt hat. Anschließend wird es weitere fünf Jahre dauern, bis Statistiken erstellt werden können, die irgendwelche Trends in Tierquälerei erkennen lassen.
Echte Ergebnisse werden also erst in einer ganzen Weile sichtbar. Aber das Wichtige ist: Tierquälerei bekommt endlich die Aufmerksamkeit, die sie braucht.
Wenigstens in den USA. Vielleicht zieht der Rest der Welt ja im Laufe der Zeit nach.