From rags to riches oder: Wie innerhalb von 16 Tagen aus einem Lumpenhündchen ein Superdog wird
Man kann wirklich Glück haben: Manchmal geht es mit dem besseren Leben ganz schnell. Das hat sehr oft etwas mit dem Willen und dem Vertrauen desjenigen zu tun, der sein Leben verändern soll/kann/muss/darf. Yoda ist so ein Fall: Ihr Vertrauen und ihr Willen, das ab jetzt alles richtig, gut und einfach besser werden muss, ist kaum zu fassen.
Die winzigkleine Yoda, die vor 16 Tagen noch voller Flöhe, mit Löchern im Fell und verdickter, entzündeter Haut in einem Messi-Haushalt lebte und deren Radius sich auf einen kleinen Balkon beschränkte, ist auf dem besten Wege, die Claudia Schiffer der Hundewelt zu werden. Sie freut sich nicht nur auf unsere (mittlerweile wieder fast normal langen, für sie also seeeehr langen) Spaziergänge, sondern fordert sie sogar ein, come rain or high waters: Selbst die tiefsten Pfützen können sie nicht mehr erschüttern (am Ende wird es mit ihr sein wie mit Bounty, meiner kleinen Sheltie-Hündin: Als die bei mir ankam, war sie ein echtes kleines Mädchen, ein bisschen Etepetete und machte große Bögen um Pfützen, Matsch oder größere Wasseransammlungen: Mittlerweile trinkt sie am liebsten aus Pfützen, läuft mitten durch die Matschepampe und benimmt sich auch sonst so, als wäre sie die kleine Schwester von Pony Hütchen aus „Emil und die Detektive“: vorlaut, frech und immer mit dem letzten Wort).
Es verblüfft mich immer wieder, wie leicht fremde Hunde sich hier einfügen: Sicherlich sind es unsere sehr strukturierten Abläufe, die es Neuankömmlingen leicht machen, sich hier zurecht zu finden und sich sehr schnell orientieren zu können. Routine gibt Sicherheit, der Tag läuft mehr oder weniger immer gleich ab: Aufstehen, dann lasse ich (mit komplettem Gefolge) die Hühner ‚raus, bringe die (momentan frischgeschorenen und deswegen nachts eingestallten) Schafe in ihr Gehege (mit Gefolge), dann bekommen alle einen Keks in der Küche, und ich mache mir erst einmal einen Kaffee und die Hunde legen sich in der Küche nocheinmal aufs Ohr. Dann wurschtele ich herum, sauge die unendlichen weißen Haare weg, die Frau Holle über Nacht im Haus verteilt hat, ziehe mich an und gehe mit den Hunden `raus. Ich mache in den ersten zwei Wochen mit neuen Hunden die immergleichen Spaziergangs-Routen, die um wenige Bögen langsam erweitert werden – es passiert ja trotzdem so viel an Spuren und Gerüchen im Laufe von 24 Stunden: fremde Hunde, kreuzendes Wild, verstorbene Mäuse, trödelnde Katzen, Eichhörnchenkacki – , dass die vertraute Route trotzdem interessant ist, auch wenn man sie mal drei Wochen lang immer wieder geht.
Nach dem Hundespaziergang setze ich mich an den Schreibtisch, was für alle Hunde Pause und Schweigen bedeutet (bis die Post kommt, oder irgendjemand, den man irrsinnig verbellen kann): Weil sie das so gewöhnt sind, werden sie sozusagen automatisch müde, sobald ich mich ins Arbeitszimmer begebe (geht mir zugegebenermaßen allerdings manchmal auch so beim Anblick meines Schreibtisches …). Und so verläuft der Tag in ziemlich immergleichen Bahnen, was die Hunde beruhigt, weil sie sich auf die Rituale verlassen können.
Ich wüsste furchtbar gern, was Yoda vorher zu fressen bekommen hat, denn ihre Verwandlung ist unglaublich. Natürlich bin ich selbst mein eigener größter Fan meines Futters, aber diese Fortschritte überraschen sogar mich – sah ihre Haut vor zwei Wochen noch so aus:
ist der Anblick am heutigen Dienstag ein völlig anderer:
– sie glänzt sogar! Sie macht herrliche, ausstellungsreife Würstchen, juckt sich überhaupt nicht mehr, riecht gut, ihre Ohren sind sauber und ihr Atem angenehm und beinahe frisch. Ihre Frisur insgesamt lässt noch Raum für Verbesserungen, aber es muss ja auch erst einmal irgendwas wachsen, bevor man die Chose anpassen kann.
Mit stetiger Verbesserung des werten Befindens wachsen natürlich auch die Ansprüche: Weil das Fell ja nun einmal noch sehr dünn und das Fräulein Yoda sehr bodennah ist, braucht sie Pullover und Regenmantel, was eine Freundin von mir ihr schickte: Hochelegante abgelegte Kleidungsstücke aus Kindertagen ihrer Cotton de Tuléar-Hündin (Yoda ist wirklich nur halb so groß wie alle diese ähnlichen Puschelhunde), und die wunderbare Marion Abendroth machte ihr sofort ein hinreissendes Halsband, weil alles, was es in diesem Haushalt gab, einfach zu groß war:
Das Halsband zu modeln klappt noch nicht so toll, eben weil sie für ein glamouröses Halsband- und -Frisurenfoto noch Haarteile oder wenigstens Extensions bräuchte, um wirklich was her zu machen:
(Damit die Anderen nicht das Gefühl haben, der Neuhund würde bevorzugt, haben Arthur und Ludwig auch neue Halsbänder bekommen:)
Alle Hunde haben Yoda wie selbstverständlich akzeptiert und gehen sehr achtsam mit ihr um. Sheltiehündin Bounty achtet bei Spaziergängen darauf, dass Yoda nicht den Anschluß verliert, und überhaupt wackeln die beiden viel gemeinsam am Wegesrand entlang („riechst du auch, was ich rieche?“) und scheinen sich für ähnliche Dinge zu interessieren. Mittlerweile verteidigt Yoda den Hof gegen Fremdlinge (neulich wollte sie wortreich die Schafe gegen den Schafscherer verteidigen, und der wenig größere Fips einer Freundin von mir wird von ihr nur äußerst ungern in den Garten gelassen)
Das ist Glückssache: Nicht jeder aufgenommene Hund fügt sich so leicht und heiter in eine bestehende Gruppe ein. Mit manchen ist es viel komplizierter, und es muss viel mehr gemanaged und ausgeglichen werden. Aber Yoda macht es allen leicht: Sie will, dass es hier klappt. Sie möchte niemandem auf die Nerven gehen, und außerdem will sie selbst ihre Ruhe (morgens schläft sie auch gerne etwas länger). Das ist häufig das große Geschenk älterer Hunde: Sie haben schon viel gesehen, sie wissen ein sauberes, weiches Bett zu schätzen.
Liebe Frau von der Leyen,
ich kann es immer noch nicht fassen. Das ist der Zwilling von meiner Wilma. Wilma war 2 1/2 als ich sie vom spanischen Tierschutz bekam. Sie ist jetzt vier Jahre bei mir. Das Fell ist glänzend und seidig, aber voller wird das nicht 🙂
Ich muss mir die Bilder immer wieder anschauen, es ist wirklich unglaublich. Von der Sorte würde ich auch noch eine zweite aufnehmen. Ich kann es gar nicht nachvollziehen, wie man so einen kleinen und süßen Hund so schlecht behandeln kann. Wilma wurde in Barcelona auf der Straße gefunden. Scheinbar hat man sie einfach ausgesetzt. Sie hat auf alle Fälle schreckliche Verlustangst.
Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß mit der kleinen Maus.
Herzliche Grüße
Conni Schreck
Liebe Frau von der Leyen,
Herrlich, den Werdegang von Yoda in schriftlicher Form zu verfolgen. Wir haben unser Leben lang nur Tiere aus dem Tierschutz bei uns aufgenommen, und die Veränderung zu beobachten erfüllt einen mit Freude. Mit Freude erfüllt uns auch die Entdeckung Ihres Hundefutters durch eine FB Freundin. Die Meinung von Camilla und Frieda , nur noch dieses Futter serviert zu bekommen, werden wir Folge leisten. In Freude auf die nächsten kurzweiligen Tatsachenbericht verbleibe ich mit herzlichen Grüßen
Hella von Canstein
Ganz toll und sehr rührend!
Mal eine Frage: Füttern Sie nur abends?
Neeiiiin, zweimal täglich: Morgens und abends. Und kurz vor dem Schlafengehen gibt’s noch einen Keks, damit der Magen nicht so lange leer bleibt.
Liebe Frau von der Leyen,
auch ich freue mich über die immer besseren Nachrichten und die neuen Bilder von Yoda.
Sehr gespannt bin ich, ob sie noch das Eine oder Andere „auspackt“, wenn sie so richtig angekommen ist.
Für mich macht sie durch Ihre Beschreibungen und auch auf den Fotos doch einen ziemlich selbstbewussten Eindruck.
Ich hoffe sehr, dass die kleine Maus für immer bei Ihnen und ihren (körperlich großen) Geschwistern bleiben darf.
Ich wüsste so gern, wie bei einem kleinen Hund, der so schlecht gehalten wurde, die Zähne aussehen. Selbst bei Hunden, die “ ein gutes Zuhause “ haben, erzählen mir die Besitzer, dem Hund mussten „plötzlich “ 14 bzw. 10 Zähne gezogen werden. Einer davon lebt in dem Mehrfamilienhaus, in dem ich auch wohne. Die Hündin, 8 Jahre, hätte „plötzlich“ vor Schmerz geschrieen, wenn man sie anfassen wollte. Ist aber regelmässig bei den Züchtern zum Scheren, ein Bison frisee. Wie mag es dann erst einem so verwahrlosten Wesen ergehen?! Es interessiert mich wirklich.
Liebe Barbara, die Zähne sehen erstaunlicherweise sensationell aus – was schon insofern verwundert, als die meisten Kleinsthunde genetisch eine miserable Maulflora haben. Nicht so Yoda – die Zähne sind strahlend weiss. Manchmal sind Zahnprobleme sehr schwer zu erkennen – mein Kurzhaar-Collie hat mit seinen zwei Jahren schon eine Zahn – OP hinter sich, weil zwei Backenzähne einen Stellungsfehler hatten und sich irgendwas hinten verkeilt hatte. Mir fiel nur auf, dass er im Gegensatz zu den anderen Hunden ziemlich aus dem Maul roch und außerdem starken Zahnstein hatte. Zwei Zähne mussten wir ziehen lassen, und nach einem halben Jahr hat er trotz Zahnhygiene schon wieder Zahnstein. Alle anderen hier haben super Zähne ohne Zahnstein. Es ist wie beim Menschen: Bei manchen ist das einfach die Anlage.