Kürzlich wurde ich in einem Interview gefragt, ob Hundehalter nur mit Hundeliebhabern eine Partnerschaft eingehen sollten. Ich finde das nicht, obwohl auch mir schon immer geraten wurde, mich doch möglichst auf Tierärzte, Landadelige oder Gutsbesitzer zu konzentrieren (oder am besten landadelige Gutsbesitzer mit Tierarztpraxis). Hätte ich darauf gehört, wäre mein Leben nicht halb so interessant gewesen. Natürlich hilft es, wenn ein Paar wenigstens ähnliche Interesse teilt, oder immerhin Verständnis aufbringen kann für die Leidenschaft des anderen. Der andere muss kein ausgewiesener Hundefan sein – aber es hilft natürlich, wenn er Hunde zumindest ganz nett findet. So, wie sich die Zweisamkeit möglicherweise auch etwas kompliziert gestaltet, wenn ein Opernfan mit einem Techno-Freak zusammen ist, oder ein Vegetarier mit einem Fleischermeister.
Vor einiger Zeit schrieb mir eine Frau, die verzweifelt war, weil ihr Freund und ihr Hund sich nicht verstehen würden. Der Hund, ein Mischling aus Zwergdackel und Chihuahua, war ein ruhiges, freundliches Hündchen, der weder permanent von ihr herumgetragen wurde, noch von ihrem Teller aß oder in rosa Paillettenkleidchen gesteckt wurde; er durfte allerdings mit auf dem Sofa sitzen und am Fußende ihres Bettes schlafen. Der Freund fände das ekelhaft. Wenn sie ihren Hund gekrault hatte und anschließend den Freund anfasste, machte der ein großes Theater, sie solle erst einmal ihre Hände waschen, sie röche furchtbar nach Hund, und das sei widerlich. Der Hund fürchtete sich vor dem Freund, der jedes Mal, wenn er zur Tür hereinkam, den Hund laut anknurrte oder ihn in die Nase kniff. Ob mir vielleicht ein Kompromiss einfiele, wurde ich gefragt, denn so könne sie ja nicht mit dem Mann zusammen ziehen.
Der einzige Kompromiss, der mir hierzu einfiel war, den Mann `rauszuschmeißen. Er ist ein grenzüberschreitender Rohling, der seine schlechte Laune an einem kleinen Hund auslässt. Niemand verlangt, dass er den Hund liebt – aber wenigstens sollte er sich ihm gegenüber freundlich und neutral verhalten, und sei es nur aus Respekt seiner Freundin gegenüber. Hier geht es nicht einmal nur darum, dass er das, was seiner Freundin sehr wichtig ist, ignoriert und ablehnt. Stattdessen sorgt er aktiv für Unfrieden, der sein schlechtes Benehmen an einem und auslässt. Seine Freundin solle sich erst die Hände waschen? Auf diese Idee wäre er wahrscheinlich nicht einmal gekommen, hätte sie vorher den Handgriff einer Tankstellenklotür angefasst. Es klang so, als ginge es um Kontrolle. Wenn er Hunde tatsächlich hasst, ist es sowieso unmöglich, mit ihm zusammenzuleben, wenn man Hunde liebt. Oder war sein Anliegen, dass sie ihre liebevollen Aufmerksamkeiten exklusiv für ihn reservieren sollte? In diesem Fall wäre er ein bedürftiger Schwächling, den man umgehend loswerden sollte.
Der Umgang mit dem lieben Vieh verrät Einiges über den potentiellen Lebenspartner. Einen Mann, der sich vor Jahren um einen festen Platz in meinem Leben bemühte, bat ich eines Abends, als wir Gäste hatten, ob er auf dem Weg zum Zigarettenautomat schnell meine beiden Hunde – Möpse – mitnehmen würde. So hätten sie aufs Klo gehen können, während ich bei den Gästen blieb. Der Mann diskutierte ganz ernsthaft, dass er doch nicht mit so kleinen Hunden auf die Straße gehen könne, wie sähe denn das aus. Ich ahnte es gleich: Wer seine Männlichkeit aufgrund der Größe des Hundes an der Leine infrage gestellt sieht, ist auch nicht Manns genug für ein Leben mit mir.
Die Frau und ihr Zwergdackel-Chihuahua-Mischling waren später übrigens ganz erstaunt, wie angenehm das Leben ohne den knurrenden Mann auf dem Sofa war.
(Stattdessen geht es übrigens auch so, wenn man sich nur gründlich genug umsieht)