Paul ist nun schon eine Weile hier und hat sich sehr, sehr verändert. Mal ganz abgesehen von seinem Fell, das schwarz glänzt – es leuchtet geradezu ! -, haben wir auch alle Zipperlein ausgeräumt: Das Auge ist repariert und heile, seine Hüften sind geröngt und absolut fabelhaft (wer neun Jahre an der Kette hängen musste, durfte wenigstens seine Knochen schonen). Er hat eine alte Verletzung im Rücken, die auf den Röntgenbildern sichtbar ist: Wahrscheinlich hat er mal einen fürchterlichen Tritt bekommen, weshalb er seine Rute wie ein Corgi trägt. Also abfallend. Aber das hindert ihn nicht daran, sensationelle Laune zu haben.
Er gibt sich nach wie vor irrsinnige Mühe, es recht zu machen. Paul ist unglaublich verschmust und freundlich, ab und zu wirft sich der kleine Dickmops (er wiegt elf Kilo, und ich erkläre gleich, weshalb) mit Karacho plötzlich auf einen verfügbaren Schoß und sitzt dort, als habe man ihn eingeladen: Selig, schmiegt sich an und betrachtet einen mit sanfter Anbetung. Ein wunderbarer Blick, den eigentlich jeder verdient hat: Eine Mischung aus Hingabe, Anbetung und kleinem Scherz. Ich habe mir immer gewünscht, von einem Mann so angesehen zu werden – nun ist es Paul.
Paul ist seeeeehr verfressen. Ich glaube, er hat jetzt, seit er nicht mehr an der Kette lebt, erst verstanden, wie unendlich viel zu Essen es auf der Welt gibt. Als wir hier kürzlich einen Brunch hatten, geriet er geradezu in Ekstase: Er konnte sich nicht entscheiden, was toller war: Andauernd gestreichelt zu werden, oder die unendlichen Mengen an Lebensmitteln, die überall herumstanden , in Menschenhänden herumgetragen oder von Kindern in den Kindermund gestopft wurden – bis Paul wie eine Art 007 in Bordercollie-Figur mit einem rasanten Satz auf Tischplatte, Schoß oder auf das jeweilige Kind sprang und blitzschnell das Essen packte und in Sicherheit brachte. Es ist mir nicht gelungen, seinen an diesem Tag ausgeweiteten Taillenumfang wieder zu reduzieren.
Weil er in Ermangelung von Essen auf Tischen nämlich auch die Eier aus dem Hühnerstall stiehlt, wenn ich ihn nicht rechtzeitig erwische: Er schleicht sich in die Ställe, klettert die Hühnerleiter hoch und packt das Ei mit weichem Maul, trägt es sanft in den Garten und wartet kurz ab, ob ich ihm das Ei entwende oder seinen Raub gar nicht bemerke: Dann nagt er ein kleines Loch in das Ei und schlürft es aus.
Er ist also auch sehr schlau. Er verstand nach wenigen Tagen, dass mit dem Wort „Paul“ offenbar er gemeint war. Er gehorcht sogar, obwohl er garantiert in seinem ganzen Leben weder Grenzen kennen gelernt hat (außer Prügel oder Tritte), noch jemals auf Kommando „kommen“ musste. Aber er macht es:
Um uns Menschen einen Gefallen zu tun. Er jagt nicht, rennt Rehen allerdings kurz hinterher (mit seinen kurzen Beinen kommt er da nicht weit), aber mehr aus Hüte-Interesse als Jagdinstinkt. Sobald er sich in der Gegend auskennt, läuft er hervorragend ohne Leine und verliert Mensch oder Gruppe auch nicht.
Er ist hinreißend mit anderen Hunden und niemals genervt mit ihnen. Wird er allerdings allein in einen Raum gesperrt, wird er klaustrophobisch: Hier ist er einmal versehentlich im Wohnzimmer eingesperrt gewesen, das er daraufhin komplett umgeräumt hat (wie er es geschafft hat, den riesigen Teppich und den Couchtisch woanders zu platzieren, bleibt sein Geheimnis). Wenn er Platz hat oder einen weiteren Hund in der Nähe, bleibt er so lange allein, wie es eben sein muss.
Paul braucht ein eigenes Zuhause, in dem er nicht ständig von pubertären Kleinsthunden verdrängt wird, wo man lange Spaziergänge mit ihm macht und womöglich auch Picknicks. Er hat inzwischen verstanden, dass er hier nicht auf Sofas oder ins Bett darf, würde aber sehr gerne. Er möchte jemandes bester Freund sein und ist dann bereit, alles für ihn zu geben. Wir waren ein paar Mal mit ihm im Englischen Garten in München spazieren, um seine Stress-Resistenz zu testen: Machte er gut, aber insgesamt fand er, da sei ein bisschen viel auf einmal los. Hühner im eigenen Garten sind kein Muss, wären aber ok, Katzen sind egal, Kinder und andere Hunde willkommen.
Er hätte es so verdient, dass ihn jemand ganz und gar liebt und ihm die nächsten sechs, sieben Jahre zum Mittelpunkt des Universums macht.
Anfragen gerne an mich unter info@lumpi4.de
Paul:
- Mischling aus Border-Collie und wahrscheinlich Pekinese
- Gewicht: Elf Kilo. Neuneinhalb wären besser
- Kastriert
- Ehemaliger Kettenhund aus Ungarn
- Neun Jahre alt
- Gesund (Unterlagen und Röntgenbilder vorhanden)
- Sehr fröhlich
- Unglaublich verfressen
- Sehrsehrsehr verschmust
Verblüffend zu lesen: Nicht auf die Couch oder ins Bett? Ich meine, schon viele Bilder gesehen zu haben, die erstaunliche Mengen Hunde auf ebendiesen Möbeln zeigen….
So ein Schnucki! Hätten wir eine nicht im dritten OG gelegene Wohnung und schon eine Neue Hund, den wir, weil er alt ist, oft tragen müssen, wäre Paul(i) prima für und bei uns! Schade!
Frau von der Leyen, hoffentlich geht es Ihnen gut – die Blogpause ist schon wieder so groß!
Viele Grüße aus Hamburg!
…einen Hund bei uns…So sollte es heißen…..