Der Deutsche Tierschutzbund will den Duisburger Tierschutzverein wegen „schädlichen Verhaltens in der Öffentlichkeit“ aus dem Verband ausschließen, denn die Duisburger Sektion will sich nicht von dem Verkauf von Welpen bei Zajac distanhzieren. Im Gegenteil: Auf seiner Internet-Seite ( www.zajac.de/hundeverkauf/ )wirbt Zajac damit, der Duisburger Tierschutzverein würde bei den Welpenkäufern Platzkontrollen vornehmen – um das Ganze gleich im nächsten Satz ad absurdum zu führen: „Die Kunden werden nicht gezwungen die Nachsorge durch den Tierschutzverein in Anspruch zu nehmen. In einem Fragebogen beim Kauf der Hundewelpen können die neuen Besitzer entscheiden ob Sie mit einem eventuellen Besuch einverstanden sind. Es ist davon auszugehen, dass nahezu alle Kunden damit einverstanden sind. Die Nachsorge ist ein kostenfreier Service für die Kunden.“ – Das ist natürlich Unsinn: Sinn und Zweck einer Platzkontrolle ist nicht der „Service am Kunden“, sondern der Service für das Tier, um sich davon zu überzeugen, dass die neuen Lebensverhältnisse passend und artgerecht sind. Eingebaut wurde der Passus also ausschließlich, weil sich das Wort „Tierschutz“ im Zusammenhang mit Hundehandel ganz gut macht.
Der Deutsche Tierschutzbund, Peta und der VDH haben sich eindeutig gegen die Verramschung junger Hunde im Zoohandel positioniert, ebenso der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF). Dass der Duisburger Tierschutzverein sich Anfang Juni sogar mit eine Infostand vor Zajacs Betrieb präsentiert und den Welpenverkauf als „unbedenklich“ dargestellt habe, rüttele „an den Grundfesten des Tierschutzes“, erklärt Tierschutzbund-Sprecher Marius Tünte.
Der Vorsitzende des Duisburger Tierschutzvereins, Ernst-Joachim Saalfeld, wandte sich zu seiner Ehrenrettung per Email an die Pressestelle des Deuthscen Tierschutzbundes. Zwar vertrete auch der Duisburger Verein die Meinung, dass ein „zukünftiger Welpenverkauf aus einem Zoogeschäft anrüchig ist“, so Saalfeld, aber er fragte auch: „Wollen Sie diese Menschen, ob Tierfreunde oder nur Sehleute, belehren? Es wird Ihnen nicht gelingen, auch mit Argumenten nicht, die andere Tierschutzorganisationen zurzeit auf den Plan rufen.“
Der Verband müsse zur Kenntnis nehmen, dass der Tierschutzverein Duisburg anderer Meinung sei, „wir kritisieren das aber scharf und das ändert auch nichts an unserer Position, dass ein Hundeverkauf bei Zoo Zajac nicht stattfinden darf“, erklärt Bundesgeschäftsführer Thomas Schröder. „Diese Position teilen wir mit den anderen über 700 anderen Mitgliedsvereinen.“ Dementsprechend gelte es als sicher, dass dem Ausschlussantrag zugestimmt wird. Der Duisburger Tierschutz-Verein steht zu einer Stellungsnahme nicht zur Verfügung und hat vorsichtshalber seine Telefonleitungen außer Betrieb gesetzt.
Bleibt zu hoffen, dass Zajac unter genügend Druck die Lust verliert – bisher scheint er die ganze Aufregung noch als phänomenale PR-Aktion zu seinen Gunsten zu betrachten. Vorigen Freitag, so schwärmt Norbert Zajac, hätte ich 50 Welpen verkaufen können“ – so groß sei das Interesse zum Kauf entschlossener Kunden gewesen. Der Tierhändler musste ihnen erklären, dass die im Geschäft angekommenen Hunde erstmal eine Woche in der Quarantänestation unter Beobachtung stehen, ehe sie erhältlich sind. Morgen, am 20. Januar, um 10.30 Uhr aber kommt es zur leidenschaftlich umstrittenen Deutschlandpremiere: Als erstes Tierfachgeschäft im ganzen Land bietet Zoo Zajac Hundewelpen feil. 22 Hundekinder, darunter zwölf Dackel, Stückpreis: zwischen 800 und 900 Euro, fünf Labradoodle und tags darauf auch noch fünf Australian Shepherds für je 995 Euro.
So sehen die Boxen aus, in denen die Welpen die nächste Zeit verbringen sollen. Foto: Stefan Eickershoff
Am Freitag voriger Woche hatte Zajac fünf ihm gelieferte Cairn Terrier noch postwendend wieder zurück zum Anbieter geschickt. Der Grund: ein Unterbiss der Welpen. Als Ersatz steckten die Tierärzte der Firma am Tag darauf fünf Australien Shepherd in Quarantäne. Und die nächsten Welpen treffen schon am Samstag (21. Januar) in Duisburg-Neumühl ein, sobald die ersten von den Quarantäne- in die Verkaufsboxen gesetzt wurden. Zajac hat französische Bulldoggen und weitere Labradoodle bestellt. Allein die Bauarbeiter scheinen ihn zurzeit bremsen zu können: Sie benötigen noch etwas Zeit, um fünf weitere Quarantäneboxen zu vollenden.
Immerhin: Die Labradoodle-Produzenten, über die ich in meinem letzten Beitrag zu diesem Thema berichtete, haben mittlerweile ihre Website vom Netz genommen: Das wird ihnen zumindest bei ihrem weiteren „Heimverkauf“ maßgeblich schaden, denn dort waren noch zahlreiche Welpen zum Verkauf angeboten (und Zajac kann auch nicht mehr Welpen abnehmen, als die Nachfrage vorschreibt).
Der Tierschutzverband hat den Duisburger Tierschutzverein nun aufgefordert, innerhalb von vier Wochen Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen. „Bei der nächsten Präsidiumssitzung würde dies dann als Tischvorlage auf die Tagesordnung kommen und dann wird eben entschieden, ob es zum Ausschluss kommt oder nicht“, erläutert Tünte das weitere Verfahren. Dies wird einige Monate in Anspruch nehmen.
Für den Duisburger Tierschutzverein, der ein eigenständiger Verein ist und auch ohne den Dachverband weiter arbeiten kann, könnte dieses Verfahren weitreichende Folgen haben. Denn der Verein darf etwa bei Spendern nicht mehr mit dem Logo und im Namen des Tierschutzbundes werben, der auch das Gütezeichen für transparenten Umgang mit Spenden das DZI-Spendensiegel nutzen darf. Dieses Verfahren dürfte für den Verein das finanzielle Aus bedeuten.
Die Stadt Duisburg hat übrigens bisher noch keine endgültige Genehmigung für den Welpenverkauf bei Zajac erteilt. Ordnungs- und Veterinäramt prüfen noch, welche Auflagen Unternehmer Zajac zu erfüllen hat, um dem Tierschutzgesetz nachzukommen- möglicherweise auch, welche rechtlichen Möglichkeiten sie haben, um den Verkauf zu verbieten.