Ich war in der vergangenen Woche im Spessart, um einen Vieh-Treibhund zu erwerben, der Angus-Rinder in Schach halten soll. In Deutschland gibt es fast niemanden, der wirklich mit Hunden und Kühen arbeitet – die meisten Leute haben hier Australian Shepherds, für die sie sich zu deren Auslastung dann ein paar Schafe in den Vorgarten stellen: Aber Kühe sind eben anders. Diese Landwirtin hat insgesamt 16 Hunde, mit denen sie zwar auch auf Hüte-Wettbewerbe geht, aber vor allem hat sie die Hunde, eben weil sie Vieh hat, für das sie Hilfe braucht.
Der betreffende Hund ist eine sechsjährige Kurzhaar-Border Collie-Hündin, die mich tief beeindruckt hat mit ihrer ruhigen, unglaublich präzisen Art zu arbeiten: 80 Schafe wurden von ihr im Nullkommanix aus dem Stall über eine ca. 10 Hektar-große Weide in einen Kilometer entfernten Corall getrieben.
Auch das Umkoppeln von Kühen machte ihr keinerlei Sorgen, die sie erst einmal überhaupt von weit her holen musste: Wer jemals gesehen hat, wie Kühe normalerweise umgekoppelt werden – alle umliegenden Wiesen werden mit Schnüren abgetrennt, so dass über weite Strecken eine Art Gasse gebildet wird, auf der die Kühe dann langsam nach Hause trödeln, wobei dauernd jemand mit einem Stock auf sie eindrischt, damit sie vorwärts gehen, ab und zu latschen sie dann durch die Schnüre hindurch und stehen dann fressend auf fremden Wiesen herum -, kann nur begeistert sein, wie unglaublich schnell und effizient das Umkoppeln mit Hund geht: Vieh-Treibhunde sind eine Art Blindenhunde für Vieh und Bauern gleichermaßen.
Man fragt sich wirklich, warum die meisten Landwirte hierzulande sich nicht mehr von gut ausgebildeten Hunden helfen lassen.
Auch die Enten brauchen regelmäßig Ausgang – allerdings sind Enten die Bürokraten der Tierwelt und können es gar nicht leiden, wenn sie zu Zeiten auf die Weide getrieben werden, die nicht mit ihrem üblichen Terminplan zu vereinbaren sind. Übrigens schnattern nur die weiblichen Enten – die Erpel sagen keinen Piep.
Die meisten gut ausgebildeten Hunde – in diesem Fall ein Australian Shepherd: Dass er so wenig Weiß-Anteile hat, liegt daran, dass er aus einer Arbeitslinie kommt und es bei fähigen Arbeitshunden keine Rolle spielt, ob die Schwanzspitze weiß ist oder die Ohren im perfekten Winkel anliegen: Hauptsache, sie wissen, was sie tun – sind zwar „Allrounder“. Das heißt, sie können mit Schafen, Kühen oder Enten arbeiten, meistens haben sie aber Vorlieben. Taco – so heißt dieser Sherpherd – fand die Enten ziemlich langweilig und bevorzugt Schafe oder Rinder. Die dusseligen Enten brachten ihn bei der Arbeit immer wieder zum Gähnen.