Vorsicht, bissiger Volker!

bildvom 28.Juni 2009
Am vergangenen Montag hatten meine Pudelinnen Luise und Ida einen großen Auftritt in der „Bar jeder Vernunft“ in Berlin. Die beiden erstaunlich berühmten (also dafür, dass Radio so weit weg ist von Dieter Bohlen und Heidi Klum-Sendungen) Radiomoderatoren Volker Wieprecht und Robert Skuppin lasen aus ihrem wirklich sehr amüsanten Buch „Das Lexikon der verschwundenen Dinge“ vor, unterstützt von dem nicht minder witzigen Moderator Jörg Thadeusz. Ein Abend zum Lachen und für sentimentale Erinnerungen also, bei dem es um Dinge aus unserer Kindheit ging wie dem Yps-Magazin, der ZDF-Hitparade, Blitzwürfel oder der Friedensbewegung. Bis Volker Wieprecht seinen ketzerischen, hetzerischen, böswilligen Beitrag zum Pudel vorlas („Iiih, Pudel!“ S. 135). Darin sprach er davon, es gäbe „wenige Lebewesen, die hässlicher sind als ein frisch geschorener Pudel“, höchstens noch den Nacktmull, und dass der „gockelhafte Köter“ ja wohl „der Inbegriff alles Überkandidelten“ sei. „Flauschig, wauschig, puschelig und wuschelig kam er all die Jahre an der Seite von Wilmersdorfer Witwen und Bad Salzufler Suffragetten daher“, hieß es weiter. Ich persönlich zähle mich weder zu den Wilmersdorfer Witwen, noch zu den Suffragetten – und ich weiß nicht einmal, wo Bad Salfuflen liegt.
Ich wurde also eingeladen, um mit Ida und Luises Unterstützung Herrn Wieprecht eines Besseren zu belehren. Robert Skuppin hatte sich bei unserem Anblick gleich von dem Buchtext distanziert, als er uns kurz hinter der Bühne traf. Wahrscheinlich fürchtete er den Unmut Luises, die ihm vertraulich den Kopf zwischen die Beine gesteckt hatte, nur knapp oberhalb seiner Knie.
Und dann kam ihr großer Moment: Angekündigt von Jörg Thadeusz schritt ich auf die Bühne, während Ida und Luise Volker Wieprecht an der Leine hereinführten und unter begeistertem Applaus ins gleißende Scheinwerferlicht traten, als täten sie nichts anderes. Die schwarze Luise setzte sich sofort in Pose und ließ den Mandelaugenblick über das Publikum schweifen, das ihr gleich zu Füßen lag. Volker Wieprecht schnitt eifersüchtig Grimassen, stopfte die Pudel aber mit Hundekeksen voll – vielleicht hoffte er, bereits begangenes Unrecht wieder gut zu machen, während ich mit Jörg Thadeusz darüber plauderte, dass der Pudel eigentlich ein Jagdhund sei, Ida sich für diese Verwendung aber recht wenig eignet, weil sie ungefähr soviel Jagdtrieb hat wie ein Stuhlbein. „Aber finden Sie nicht auch, dass die kleinen Pudel irgendwie doof sind? Also meine Mutter hat einen Yorkshire Terrier, so ein kleiner Kläffer – das ist doch etwas ganz anderes, als diese großen, edlen Tiere, oder?“ Ich selber lasse mich nur ungern von Vorurteilen plagen und gab zurück: „Die Größe macht’s eigentlich ja nicht – oder reden Sie auch nur mit Frauen über 1,75m?“ Wie viele Hunde ich denn habe, wollte Robert Skuppin wissen. „Vier“, antwortete ich artig. „ Manchmal höre ich, wie Kinder zu ihrer Mutter sagen: ‚Mami, guck‘ mal: Die Frau da hat VIER Hunde! – Als wäre ich mit acht Lamas unterwegs.“ Skuppin bewies Mitgefühl: „Wenn man von der Leyen heißt, sind vier Hunde ja eigentlich auch wenig!“
Ida und Luise bedauerten es sehr, als unser Auftritt vorbei war und folgten mir nur ungern hinter den Bühnenvorhang. In den fünfzehn Minuten ungeteilter Aufmerksamkeit ihres Publikums waren sie sich sicher, dass ich endlich verstanden hatte, was artgerechte Pudelhaltung eigentlich ist: Ein Leben auf der Bühne.
Was Volker Wieprecht betrifft: Der wirkte geläutert, sogar bekehrt. Als Rampensau stehen die Pudel ihm jedenfalls nichts nach.

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