Labrador Retriever gehören weltweit zu den beliebtesten Familienhunden. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass die besonders beliebten braunen, so genannten „chocolate Labradors“ durchschnittlich eine 10% kürzere Lebenserwartung haben als ihre blonden und schwarzen Kollegen
Labradore leiden bekanntermaßen unter einer Vielzahl von Krankheiten und genetischen Prädispositionen – wer sich mit der Rasse beschäftigt, weiß von ihrer Neigung zu Hüft- und Ellbogendysplasie, Hautproblemen und Ohrenentzündungen. Laut einer Studie von 2018 sind bei Labradoren tatsächlich ganze 67 unterschiedliche Krankheiten als häufig bekannt (Gough A, Thomas A, O’Neill: Breed predispostitions to disease in dogs and Cars. West Sussesx: Wiley-Blackwell, 2018).
In einer weiteren, kürzlich veröffentlichten Studie
https://cgejournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40575-018-0064-x
wurden in Großbritannien insgesamt 33 320 Labrador Retriever auf deren Krankheitsanfälligkeit und ihre Sterblichkeitsrate untersucht.
Von diesen Hunden waren 15 427 (46,4%) weiblich und 15 252 (53,6%) männlich. Von den Hündinnen waren eine größere Anzahl kastriert als im Vergleich von den Rüden (59,7% versus 54,8% aller Rüden). Die erwachsenen Rüden waren im Durchschnitt deutlich schwerer (35,2 kg) als die Hündinnen (30,4 kg). Die durchschnittliche Lebenserwartung von Labradoren lag bei 12 Jahren.Die häufigste Todesursache bei Labradoren sind Muskel-Skelett-Erkrankungen und Krebs.
Die durchschnittliche Lebenserwartung von kastrierten Labradoren war mit 12 ,5 Jahren länger als die von intakten Hunden (11,6 Jahre).
Die häufigsten Farben der untersuchten Hunde waren schwarz (44,6%), gelb bzw. blond (27,8%) und braun (chocolate) (23,8%). Die durchschnittliche Lebenserwartung von nicht-braunen Labradoren war länger (13,9 Jahre) als die von braunen (chocolate) Labradoren (10,7 Jahre).
Bei zufälligen Erhebungen von 2074 Labradoren stellte sich heraus, das 1277 von ihnen (61,6%) mindestens eine Erkrankung hatten: Die häufigsten Krankheiten waren Magen-Darm-Beschwerden (22,7%), Ostitis Externa (Entzündung des äußeren Gehörgangs) mit einer Prevalenz von 10,4%, dermatologische Probleme (16,8%), Muskel-Skelett-Erkrankungen (16,2%) und Fettleibigkeit (12,98%). Fettleibigkeit war nicht statistisch auffällig unter kastrierten Hündinnen, allerdings durchaus unter kastrierten Rüden. Das Auftreten von Entzündungen des äußere Gehörgangs lag bei schwarzen Labradoren bei 12,8%, bei blonden Labradoren bei 17%, allerdings stieg die Zahl bei chocolate Labradoren auf 23,4%. Ähnlich verhielt es sich mit eitrigen Hautentzündungen: bei schwarzen Labradoren lag die Zahl bei 1,1%, bei blonden Labradoren bei 1,6%, bei braunen Labradoren lag die Zahl der erkankten Hunde bei immerhin 4,0%.
Zucht in Hinblick auf Farbe, nicht auf Gesundheit
Die Farbe von Hunden mag auf den ersten Blick nichts mit ihrer Gesundheit zu tun haben; Studien wie diese beweisen etwas anderes. So ist bekannt, dass blaue Hunde sehr häufig unter Alopezie leiden, einem krankhaften, massenhaften Haarausfall, der zumeist von einer strukturellen Störung der Haarwurzeln ausgelöst werden kann; das „Merle“-Gen verleiht Hunden ein blaß-blau- oder blaßrot geflecktes Haarkleid und meist blaue Augen, wird aber auch mit hohen Zahlen blinder oder tauber Hunde in Verbindung gebracht; die so genannten „Piebald“-Dackel (eine Form der Extremscheckung) oder das „Dalmatiner-Gen“ verursacht bei vielen Hunden in einem oder beiden Ohren Taubheit. Das braune Fell-Gen beim Labrador ist nicht mit Gendefekten verbunden – hier liegt die Gefahr in der Popularität der Farbe. Über einen sehr langen Zeitraum waren die braunen Labradore sehr selten, weshalb viele Züchter ihre braunen Hunde übermäßig in der Zucht einsetzten, um mehr von den sehr gefragten braunen Labradoren produzieren zu können.
Das braune Farbgen ist beim Labrador ein rezessives Gen, was bedeutet, dass beide Elterntiere braun tragen müssen. Wird der Genpool der Farbe zuliebe zu flach, riskieren die Züchter zusätzliche Risiken, was die Vererbung von Gendefekten und Krankheiten betrifft: Die Selektion auf bestimmte Fellfarben oder die Einteilung der Zuchtpopulation in getrennte Farbschläge führt praktisch immer zu einer Verengung des Genpools. Es wurden sogar Verhaltensauffälligkeiten mit Fellfarben in Zusammenhang gebracht: Werden Hunde vor allem auf „Modefarben“ hin selektiert, können verschiedene Faktoren dazu führen, dass diese Hunde Verhaltensauffälligkeiten entwickeln.
Fellfarbe und Verhalten
Tatsächlich hat dies aber nichts mit dem jeweiligen Farb-Gen zu tun. Stattdessen produzieren Vermehrer möglichst viele Welpen bestimmter Farben (so sind momentan beispielsweise Französische Bulldoggen in den Modefarben Säble, Lilas, Tan und Blue and Tan besonders gefragt und besonders teuer, oder Chihuahuas in Merle) mit möglichst wenig Einsatz: Es werden nur die Hunde zur Zucht eingesetzt, die die gefragten Farbgene tragen, ohne Rücksicht auf kleinere oder größere Erkrankungen, zu werden wenig unterschiedliche Hunde, und wenig oder gar keine Aufmerksamkeit auf die Gesundheit der Zuchthunde im Laufe von Jahren und(oder Generationen), um die Gewinnspanne möglichst groß zu halten. Lange Zeit galten rote Cocker Spaniel als besonders aggressiv, die schwarzen Rocker wiederum ganzen als aggressiver als die gescheckten. Man gab dieser Verhaltensauffälligkeit denn auch bald einen Namen: Die so genannte „Cocker-Wut“.
Tatsächlich wurden bei dieser „Klassifizierung“ aber zwei sehr wichtige Faktoren übersehen: Die Bedeutung der Zuchtauswahl innerhalb der Rasse. Bis zu dem Erscheinungsjahr des Disney-Films „Susi und Strolch“ waren rote Cocker Spaniel nämlich sehr selten: Die jagdlicht genutzte Cocker Spaniel war eher dunkel oder geschimmelt. In den 1960 und 1970 Jahren nahm die Popularität der roten Cocker massiv zu, und es wurden rote Cocker gezüchtet, was das Zeug hielt, ganz egal, ob die Zuchthunde sozialverträglich waren oder nicht. Die einfarbig roten Cocker wurden in Deutschland von Anfang an getrennt von den mehrfarbigen gezüchtet, so dass der Genpool von vorneherein unglaublich verengt wurde. Dazu kam der Einsatz von sehr wenigen Deckrüden (der so genannte „Populär Sire – Effekt“, wodurch genetisch bedingte Verhaltensauffälligkeiten noch zusätzlich verstärkt wurden.
Obwohl die Versuchung groß ist, hier einen Zusammenhang zwischen Fellfarbe und Verhaltensauffälligkeiten zu sehen, existiert diese tatsächlich nicht. Wesensmerkmale sind natürlich genetisch programmiert, eine Kopplung an Farbgene konnte bisher aber nicht nachgewiesen werden, auch wenn Hundetrainer häufig berichten, Hunde der momentan modischen Farbschläge wie Merle, Blau, Blau-Tan oder chocolate seien besonders nervös oder hyperaktiv: Das liegt an der häufig mangelhaften Zucht der Modefarbenhunde und der schlechten Sozialisierung der Junghunde, weiter nichts.
Ach was ich auf einschlägigen Kleinanzeigenportalen schon alles gesehen habe…Labrador in silber oder merle.
Ich hoffe der Trend von extravaganten Farben geht vorbei, aber wirklich glauben tue ich es nicht.
Sehr zum Leiden der Hunde.
Hallo Katharina,
ich überlege schon seit einiger Zeit einen Labrador Welpen zu adoptieren. Tatsächlich standen bis jetzt die braunen auf Nummer eins. Du meinst also, dass durch die vermehrte Nachfrage nach chocolate labs, gezüchtet wird ohne genügend auf die Gesundheit der Tiere zu achten? Ich werde mir das denfinitv nochmal überlegen. Fellfarbe hin oder her, aber hauptsache der Hund ist gesund. Würdest du denn auch eine extra Hundeversicherung empfehlen? Ich bin mir nämlich sicher, dass ich einen Labrador möchte. Die Farbe steht wie gesagt nach deinem Beitrag noch nicht fest. Aber da Labradore ja doch zu einigen Krankheiten neigen würde es sich anbieten eine Versicherung abzuschließen.
Liebe Grüße
Luisa
Zur Versicherung:
https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=20565
und
https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=19509
Ich bin durch Zufall auf diesen schon etwas älteren Beitrag gestoßen. Ich bin selbst Halterin eines Schoko-Labbis. Die Zucht „auf Teufel komm raus“ zulasten der Gesundheit kann ich leider bestätigen. Unser Labbi leidet an HNPK. Als das vor vier Jahren diagnostiziert wurde, war die Erbkrankheit noch gänzlich unbekannt und wenig erforscht. Die Züchterin machte nach unserem Hinweis keinerlei Anstalten der Sache auf den Grund zu gehen. Andererseits kann ich potenziellen Labbi-Besitzern auch Mut machen. Unser Schoko-Labbi ist inzwischen fast 14 (!) Jahre alt, hat bis auf die HNPK keinerlei Probleme und ist ein fröhlicher Senior. Sicher hängt vieles auch von der Ernährung, Bewegung und Pflege ab.
Berichtigung zu oben: die HNPK wurde vor vielen Jahren diagnostiziert, muss es richtig heißen- nicht „vor vier Jahren“
Hi Luisa, hast du dir mittlerweile einen Hundewelpen angeschafft? Ich hoffe sehr, dass es kein chocolate Lab geworden ist. Ich verstehe, dass die wirklich super schön aussehen, aber das Wohl der Hunde sollte immer an erster Stelle stehen. Ich bin selbst ein riesengroßer Hundefan, deswegen geht mir das Thema so nahe. Aber würde mich super interessieren, was daraus geworden ist. Als Welpenfutter kann ich dir übrigens das von Happy Dog empfehlen. Kam bei meinen Hunden immer super an! Liebe Grüße!
Ich finde es sehr traurig und alarmierend, dass braune Labradore ein höheres Sterberisiko haben als ihre Artgenossen. Es ist inakzeptabel, dass Tiere aufgrund von Qualzuchtpraktiken ein höheres Risiko haben, krank zu werden oder früher zu sterben. Es ist wichtig, dass wir uns als Gesellschaft dafür einsetzen, solche Praktiken zu beenden und stattdessen den Fokus auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere zu legen. Denn letztendlich sind wir verantwortlich dafür, dass unsere vierbeinigen Freunde ein glückliches, gesundes Leben führen können.
Viele liebe Grüße
Jens
Dann sind wir mal gespannt, wie es um die Gesundheit der neuen “ Leopard Labrador“ bestellt ist..aber muss sich ja lohnen, der Quatsch, ich glaube ein Hund kostet über 2000€..
Da fehlen mir wirklich die Worte…früher beim Reiten hieß es „ein gutes Pferd hat keine Farbe“..ich denke, das gilt für alle Tiere..
Doch müssen sie leiden unter der Geldgier der Menschen..
Viele Grüße – Katja
Liebe Katharina von der Leyen,
zunächst möchte ich Ihnen für Ihren umfassenden und aufschlussreichen Ratgeber danken. Die Informationen, die Sie zur Verfügung gestellt haben, waren sehr hilfreich und haben mir ein tieferes Verständnis für die gesundheitlichen Herausforderungen und genetischen Prädispositionen von Labrador Retrievern gegeben.
Ihre Ausführungen zu den häufigsten Krankheiten, die Labradore betreffen, waren besonders aufschlussreich. Es ist alarmierend zu erfahren, dass diese liebenswerten Hunde anfällig für eine Vielzahl von Krankheiten sind, einschließlich Hüft- und Ellbogendysplasie, Hautproblemen und Ohrenentzündungen. Darüber hinaus war es schockierend zu lesen, dass Labradore insgesamt 67 verschiedene Krankheiten entwickeln können.
Besonders beunruhigend finde ich jedoch Ihre Informationen über die spezifischen gesundheitlichen Probleme von braunen Labrador Retrievern. Es ist erschreckend zu hören, dass diese Tiere eine um 10% kürzere Lebenserwartung haben als ihre blonden und schwarzen Artgenossen. Ich kann kaum glauben, dass die Farbe eines Hundes einen so starken Einfluss auf seine Gesundheit haben kann.
Es ist klar, dass wir als verantwortungsbewusste Hundehalter und Liebhaber dieser Rasse mehr tun müssen, um die Gesundheit unserer vierbeinigen Freunde zu schützen. Wir müssen uns bewusst sein, dass die Wahl eines Hundes nach seiner Fellfarbe nicht nur eine ästhetische Entscheidung ist, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf seine Gesundheit haben kann. Es ist wichtig, dass wir diese Informationen weitergeben und andere Hundebesitzer über die potenziellen Gesundheitsrisiken aufklären, die mit der Wahl eines Labradors einer bestimmten Farbe verbunden sind.
Nochmals vielen Dank für Ihre wertvollen Informationen und Ihren Rat. Sie haben mir wirklich geholfen, ein tieferes Verständnis für die gesundheitlichen Bedürfnisse meiner geliebten Labrador Retriever zu entwickeln.
Mit freundlichen Grüßen, Arthur
Das ist ein toller Beitrag und sehr informativ